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# taz.de -- Kommentar Strauss-Kahn: Macht, Wahrheit und die Folgen
> Die Kräfteverhältnisse im Fall Strauss-Kahn haben sich über Nacht
> umgekehrt. Selbst die Rollenverteilung ist nicht mehr ganz klar. Wer ist
> das Opfer?
Bild: Mann für schwierige Fälle: Benjamin Brafman ist dafür bekannt, bei sei…
Wie häufig, wenn in spektakulären Justizfällen mangels Augenzeugen Wort
gegen Wort steht, existiert zwischen dem Anklagenden und dem Angeklagten
ein fragwürdiges Kräfteverhältnis. Grundsätzlich hat jede Seite dasselbe
Recht, von einer unvoreingenommenen Gerichtsbarkeit angehört zu werden.
Doch wie ebenbürtig sind diese Kontrahenten, wenn der Angeschuldigte ein
international bekannter, mächtiger und über enormen Einfluss und Vermögen
verfügender Politiker ist, und auf der Gegenseite eine dem Vernehmen nach
seriöse und fromme afrikanische Immigrantin, eine alleinerziehende Mutter,
die mit Glück einen Job in einem Luxushotel gefunden hat?
Das war die Ausgangslage im Fall DSK. Er hatte die Rolle des brutalen
Vergewaltigers zugeteilt bekommen - und sie nach Meinung der Medien wegen
seiner bekannten Neigungen als notorischer Schürzenjäger auch verdient.
Nafissatou Diallo dagegen bekam jene des sozial schwächeren Opfers, das
Anspruch auf Schutz und Mitleid hat.
Auf Strauss-Kahns verbrieftes Recht auf Unschuldsvermutung zu pochen, tönte
in diesem Kontext wie ein verwerflicher Zweifel an der Glaubwürdigkeit der
Klägerin. Auch sie hat zumindest ebenso sehr ein Recht auf die
Unschuldsvermutung. Vielleicht ist Nafissatou Diallo jetzt mehr denn je
darauf angewiesen. Ihr Wunsch, vor der öffentlichen Neugier geschützt zu
werden, ist durch Enthüllungen der US-Presse verdächtig geworden.
Die Kräfteverhältnisse haben sich über Nacht in dramatischer Weise
umgekehrt. Selbst die Rollenverteilung ist nicht mehr ganz klar. Wer ist
das Opfer? Wenn Wort gegen Wort steht, sagt eine Seite die Wahrheit, die
andere lügt. Nur ist die Wahrheit, welche die Justiz auf ihren
verschlungenen Wegen finden soll, manchmal komplizierter.
Falls es sich aber herausstellen sollte, dass die Klägerin nicht nur
gelogen, sondern den Schutz des Gesetzes beansprucht hat, um in
Wirklichkeit ihre eigene Verwicklung in illegale Pläne oder gar eine
kriminelle Vergangenheit zu decken, hat sie damit ein Beispiel gegeben, das
sich schlimm auswirken kann: gegen Frauen, die Opfer sexueller Nötigung und
Gewalt werden, und gegen sozial Schwächere, die sich auf das Gesetz
berufen, um sich gegen Mächtigere zur Wehr zu setzen.
Welcher amerikanische Staatsanwalt wird künftig noch einem schwarzen
Zimmermädchen glauben, das von einem betuchten Hotelgast belästigt wurde,
falls sich der Fall DSK als monströse Lüge erweisen sollte?
1 Jul 2011
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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