# taz.de -- Wahlen in Thailand: Opposition vor Triumph | |
> Thailand steht vor einem Regierungswechsel. Die jüngere Schwester des | |
> gestürzten früheren Regierungschefs Thaksin dürfte Prognosen zufolge | |
> erste Ministerpräsidentin des Landes werden. | |
Bild: Anhänger der Pheu Thai-Partei feiern - die absolute Mehrheit scheint sic… | |
BANGKOK dpa | Deutlicher als erwartet hat die thailändische Opposition am | |
Sonntag bei den Parlamentswahlen triumphiert. Die Pheu Thai-Partei des 2006 | |
gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra gewann nach Prognosen die | |
absolute Mehrheit im 500-Sitze-Parlament. Damit dürfte Thaksins jüngere | |
Schwester Yingluck Shinawatra (44), die als Spitzenkandidatin der Pheu | |
Thai-Partei ins Rennen gegangen war, erste Regierungschefin Thailands | |
werden. | |
Die Partei kam nach Angaben der Umfrageinstitute auf 299 bis 313 Sitze. Die | |
Demokraten von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva (46) erhielten demnach | |
nur 130 bis 150 Sitze. Die Regierungspartei war in der abgelaufenen | |
Legislaturperiode auch nur zweitstärkste Kraft hinter der Thaksin-Partei, | |
konnten aber in einer Koalition die Mehrheit der Abgeordneten hinter sich | |
vereinen. | |
In der Zentrale der Pheu Thai-Partei brach nach den ersten Prognosen | |
ohrenbetäubender Jubel aus. Als Yingluck das Gebäude betrat, skandierten | |
Hunderte "Yingluck - Nummer Eins". | |
"Es wird eine harte Aufgabe für sie", sagte Thaksin in einem | |
Fernsehinterview. Der Politiker war 2008 vor einer Verurteilung wegen | |
Amtsmissbrauchs ins Exil geflohen. Er will nach Thailand zurückkehren. "Ich | |
will keine Probleme machen, sondern zu Lösungen beitragen", sagte er. | |
## Keine Blöße im Wahlkampf | |
Yingluck war erst vor wenigen Monaten ohne jegliche politische Erfahrung in | |
das Rennen eingestiegen. Sie hat eine erfolgreiche Karriere im | |
Firmenimperium der Familie hinter sich. Im Wahlkampf gab sie sich keine | |
Blöße und machte die Versöhnung des zerstrittenen Volkes zu ihrem | |
wichtigsten Thema. | |
Thailand ist seit sechs Jahren in einer schweren politischen Krise. Erst | |
gingen Thaksin-Gegner auf die Straße, die ihm Korruption vorwarfen, dann | |
stürzte das Militär 2006 den Regierungschef. Als das Volk ein Jahr später | |
erneut eine Thaksin-freundliche Regierung wählte, gingen seine Gegner | |
abermals auf die Straße, blockierten den Regierungssitz und besetzten den | |
Flughafen, bis ein Gericht die Regierungspartei unter fadenscheinigen | |
Gründen auflöste. | |
Weil sich dadurch die Gewichte im Parlament verschoben, kam Abhisit an die | |
Macht. Seine Partei hat seit fast 20 Jahren keine Wahl mehr gewonnen. Auch | |
er regierte nur wenige Monate ungestört: Im Frühjahr 2010 versuchten | |
Thaksin-Anhänger seine Regierung zu stürzen. Sie besetzten wochenlang ein | |
Geschäftsviertel in Bangkok. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften | |
kamen 92 Menschen ums Leben. Die Armee beendete den Protest schließlich mit | |
Panzern. | |
"Wir müssen uns alle gegenseitig mehr lieben", sagte Yingluck zum | |
Wahlkampfabschluss. Sie will keine Racheaktionen dulden. Die Partei denkt | |
über eine Amnestie nach, unter der angeklagte Aktivisten aus den | |
Straßenprotesten freikommen. Auch Thaksin könnte von einer solchen Amnestie | |
profitieren. | |
Die Opposition hatte geltend gemacht, dass Pheu Thai einzig die Interessen | |
der Shinawatras vertritt und dass Thaksin es auf die Rückgabe der aus | |
seinem Vermögen beschlagnahmten 46 Milliarden Baht (etwa eine Milliarde | |
Euro) abgesehen hat. | |
3 Jul 2011 | |
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