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# taz.de -- Münchner Niederlage bei Olympia 2018: Was bleibt? Die Schulden
> In München wird das Abstimmungsdesaster gelassen gesehen. Die
> Olympiagegner sind froh über die Niederlage. Wirkliche Verlierer sind nur
> die Steuerzahler.
Bild: Abgegessen, abgeblasen: Garmisch-Partenkirchen nach der Vergabe.
MÜNCHEN taz | Bestürzung sieht anders aus. Ein kurzer Aufschrei, dann
leerte sich der Marienplatz blitzschnell. Das entscheidende Wort war
gefallen: "Pyeongchang". München schreibt keine Geschichte, wird nicht die
erste Stadt weltweit sein, die sowohl Sommer- als auch Winterspiele
ausrichtet.
Die Enttäuschung darüber hielt sich in München in Grenzen, nur eine
Handvoll Olympia-Fanatiker waren geschockt. Desaströs ist München im ersten
Wahlgang mit 25 Stimmen gescheitert, Pyeongchang hat 63 Stimmen bekommen.
Schon um kurz nach vier war eigentlich allen klar, dass das Rennen verloren
ist.
Eine wirkliche Olympia-Euphorie gab es auf dem Marienplatz nicht. Die einen
waren zufällig vorbeigekommen, die anderen waren Touristen aus aller Welt.
Da halfen auch die verteilten Olympia-Fähnchen und Luftballons wenig.
## Olympia-Bewerbung 2007 durchgedrückt
So lief die Bewerbung die vergangenen vier Jahre. Wirkliches Interesse
hatten die wenigsten Bürger, viele wussten nicht einmal, dass sich München
für Olympische Spiele bewirbt. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hatte
die Bewerbung 2007 durchgedrückt. Danach lief es nicht reibungslos: Mehrere
Geschäftsführer wurden verschlissen, diverse Natur- und Umweltverbände
verließen die Bewerbung.
"Im Hinblick auf dramatischen Eingriffe in Natur und Landschaft sind wir
froh, dass Olympia an uns vorbeigegangen ist", teilt der Deutsche
Naturschutzring mit. Anfangs hatte der DNR noch an der Bewerbung
mitgearbeitet.
Anfangs standen auch die Bürger in Garmisch-Partenkirchen den Spielen nicht
ablehnend gegenüber. Doch mit ihnen wurde bis heute nie gesprochen.
Stattdessen gebärdete sich der damalige Bewerbungschef Willy Bogner als
bayerischer Großkopferter, drohte mehrfach mit Enteignung. Ins gleiche Horn
stieß auch Christan Ude, der mit Olympia unbedingt seine politische
Karriere krönen wollte.
## 7 Millionen Schulden für den Steuerzahler
Mit einem fragwürdigen Olympia-Gesetz gab der Bayerische Landtag
finanzielle Garantien ab. Das IOC wurde hofiert unter anderem mit einem
Galadinner auf Staatskosten im März. Zuvor hatte Ministerpräsident Horst
Seehofer zusammen mit Ude das Budget der Bewerbung um 3 Millionen Euro
erhöht - nach der Bewerbung verbleiben nun Schulden von knapp 7 Millionen
Euro, welche die öffentliche Hand übernehmen muss.
Für Aufarbeitung will das Bündnis "Nolympia" sorgen. "Wir hinterfragen
sämtliche Ausgaben bei der Bewerbung", sagte Ludwig Hartmann. Er ist froh
über die Entscheidung. "Die Risiken und Kosten von Olympia wären Wahnsinn
gewesen."
Das hat die Olympiabefürworter nie interessiert. Stattdessen Aussagen wie
jene von Theo Waigel: "Ich sehe keine großen Risiken", sagte der frühere
Finanzminister. "Olympia ist eine nationale Angelegenheit." Ähnlich klangen
auch die anwesenden Sportler. Bobweltmeister Manuel Machata sagte: "Damit
wäre Deutschland noch sportbegeisterter geworden." Doch München hat den
Zuschlag nicht bekommen. "Wir sollten es 2022 einfach noch einmal
probieren", sagte Machata.
So weit ist es noch nicht. Auf jeden Fall wäre es wünschenswert, wenn die
Medien dann eine andere Rolle spielen. Die Süddeutsche Zeitung war am
Mittwoch mit zwei Ständen auf der Fanmeile, die größte
Jubel-Berichterstattung übernahm wie immer die Abendzeitung: "20 Gründe für
München, 18 Vorteile für unsere Stadt." Die angeblichen Vorteile gibt es
nun nicht. Trotzdem jubelten einige auf dem Marienplatz. Zwei
Realschulklassen feierten ausgelassen - mit Bollerwagen - ihren Abschluss.
Für Olympia haben sich die Schüler nicht interessiert.
6 Jul 2011
## AUTOREN
Sebastian Kemnitzer
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