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# taz.de -- Viviane Reding gegen Rating-Agenturen: Macht kaputt, was euch kaput…
> EU-Justizkommissarin Reding fordert eine Zerschlagung der drei großen
> US-Ratingagenturen. Die "Welt" berichtet, dass eine Umschuldung
> Griechenlands in der EU diskutiert wird.
Bild: Ihr reicht's! EU-Justizkommissarin Vivane Reding.
BERLIN dapd | In der Diskussion über die Macht der Ratingagenturen besteht
EU-Justizkommissarin Viviane Reding auf der Zerschlagung der drei US-Riesen
Moody's, Standard & Poors (S&P) und Fitch. "Europa darf sich nicht von drei
US-Privatunternehmen kaputt machen lassen", sagte Reding der Tageszeitung
Die Welt.
"Entweder beschließen die G20-Staaten gemeinsam, das Kartell der drei
US-Ratingagenturen zu zerschlagen. Die USA könnten beispielsweise
aufgefordert werden, aus drei Ratingagenturen sechs zu machen", so Reding.
"Oder aber es werden unabhängige europäische und asiatische Ratingagenturen
geschaffen." Das brauche allerdings Zeit.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier,
sagte der Wirtschaftswoche, Ratingagenturen seien "ein ernst zu nehmendes
Problem für die Stabilität von Staaten". Sie seien nur dem Profit
verpflichtet und trieben notleidende Staaten systematisch in die Pleite.
Entbrannt war die Diskussion, nachdem Moody's die Kreditwürdigkeit
Portugals Anfang Juli auf Ramschniveau herabgestuft und dadurch einen
Kurssturz der Börse in Lissabon ausgelöst hatte.
Angesichts eines möglichen Übergreifens der europäischen Schuldenkrise auf
Italien steige in der EU die Bereitschaft zu harten Maßnahmen gegen
Griechenland, berichtete die Zeitung unter Berufung auf EU-Kreise.
Mittlerweile werde auch ein Schuldenschnitt für Athen als "extreme Option"
nicht mehr ausgeschlossen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es spätestens bis
Dezember zu einer Umschuldung Griechenlands kommt, ist sehr hoch", zitiert
das Blatt einen EU-Diplomaten.
## 1,5 Billionen für den Rettungsschirm?
Die Europäische Zentralbank (EZB) fordere unterdessen eine grundlegende
Reform der Krisenpolitik der Euro-Staaten. Der Euro-Rettungsschirm müsse
deutlich aufgestockt, möglicherweise sogar auf 1,5 Billionen Euro
verdoppelt werden, berichtete die Welt weiter unter Berufung auf
hochrangige Zentralbankkreise. Ansonsten, so die Befürchtung, drohe die
aktuelle Krise an den EU-Anleihemärkten außer Kontrolle zu geraten.
"Der bestehende Schirm in Europa reicht nicht aus, um eine glaubwürdige
Schutzmauer um Italien zu bauen. Dafür war er nie angelegt", zitiert die
Zeitung die ungenannte Quelle weiter. Am Donnerstag und Freitag vergangener
Woche waren die Anleihekurse Italiens eingebrochen, sodass die Aufnahme
neuer Verbindlichkeiten weitaus teurer werden könnte. Eine Verdoppelung des
Rettungsschirms hatte im Juni bereits der Chef der niederländischen
Notenbank, Nout Wellink, gefordert.
CDU-Finanzexperte Klaus-Peter Flosbach erklärte derweil, er erwarte nicht,
dass Italien unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen müsse. "Italien hat
sicherlich eine hohe Verschuldung. Aber konkret sind bisher Griechenland,
Irland und Portugal die gefährdeten Länder. Ich gehe davon aus, dass
Italien keine Hilfe braucht", sagte Flosbach im Südwestrundfunk (SWR2).
Auch Spekulationen über die mögliche Verdoppelung des Euro-Rettungsschirmes
auf 1,5 Billionen Euro widersprach er: "Dieses ist bisher für uns kein
Thema. Italien refinanziert sich täglich noch selbst am Kapitalmarkt."
Die Euro-Finanzminister wollten ihre Krisengespräche zur Situation
hochverschuldeter und angeschlagener Staaten am Montagnachmittag in Brüssel
fortsetzen.
11 Jul 2011
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