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# taz.de -- Kommentar Italiens Finanzkrise: So ist Italien kaum zu retten
> Sollte es für Italien einen Rettungsschirm geben, wäre er sehr teuer.
> Aber vielleicht würden Europas Finanzpolitiker dann die sinnlose
> Flickschusterei aufgeben.
Bild: Martin Schulz fordert eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms.
Als ob es eines weiteren Beweises bedurft hätte: Die nächste sich
anbahnende Krise - diesmal in Italien - zeigt, dass die Rettungsstrategie
der Eurostaaten nicht funktioniert. Mehr noch: sie zeigt, dass man von
"Strategie" streng genommen gar nicht reden kann. Zeit kaufen, egal was es
kostet - sehr viel mehr ist in den bald anderthalb Jahren seit Ausbruch der
Griechenlandkrise nicht passiert.
Dabei gibt es über immer neue Sparauflagen für die verschuldeten Staaten
hinaus keinen Plan, wie die gekaufte Zeit genutzt werden soll. Der
eigentliche Haken aber ist, dass das Kaufen von Zeit selbst keinen Sinn
hat.
So wird ständig an neuen Rettungspaketen gebastelt, während sich die
Spekulanten und ihre Handlanger, die Ratingagenturen, schon den nächsten
Krisenkandidaten vornehmen. Die Krise wanderte von Griechenland nach Irland
und Portugal, wobei sie kurz Spanien streifte, und von dort wieder zurück
nach Griechenland.
Obwohl die italienische Wirtschaft im Vergleich zu den anderen
Krisenstaaten recht solide dasteht, ist das Land nun dennoch ein leichtes
Opfer. Es ist schließlich allen Marktteilnehmern bekannt, dass der
italienische Schuldenberg bis zum Ausbruch der Griechenlandkrise stets der
höchste in Europa war und dass sich die Regierung Berlusconi meist mit
anderen Dingen als dem schnöden Ausgleich des Staatshaushalts beschäftigt
hat.
Italien ist aber dummerweise kein kleines Land an der europäischen
Peripherie, sondern die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Sollte
auch über Italien ein Rettungsschirm aufgespannt werden müssen, dann würde
das teuer. Sehr teuer.
Dann wäre vielleicht endlich der Zeitpunkt gekommen, dass die
Euro-Finanzpolitiker mit ihrer kostspieligen, aber sinnlosen
Flickschusterei aufhören und die Währungsunion auf eine neue, gemeinsame
Basis stellen. Wie das gelingen könnte, auf diese Frage gibt es längst eine
plausible Antwort. Sie lautet: Eurobonds.
Demnach würden künftig alle Eurostaaten gemeinsam Schulden aufnehmen. Wer
nun noch gegen europäische Staatsanleihen spekulieren wollte, müsste es mit
Deutschland, Frankreich und 15 weiteren Staaten aufnehmen. Da das eher
unwahrscheinlich ist, wäre der von Land zu Land ziehenden
Spekulantenkarawane endlich der Weg versperrt. Das wäre die Chance, das
Primat der Politik über die Märkte wiederherzustellen.
11 Jul 2011
## AUTOREN
Nicola Liebert
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