# taz.de -- Merkels Afrikareise: Deutsche Kriegsschiffe für Angola | |
> Bundeskanzlerin Merkel will Angolas Marine aufrüsten. Und das, obwohl | |
> sich das Land mit Nachbarländern um seine Seegrenzen in ölreichen | |
> Küstengewässern streitet. | |
Bild: Eiskalte Waffenhändlerin: Merkel in Angola. | |
BERLIN taz | Die Bemühungen Deutschlands, afrikanische Exportmärkte zu | |
erschließen, nehmen eine originelle Wendung. Bundeskanzlerin Angela Merkel | |
hat Angolas Kriegsmarine deutsche Patrouillenboote angeboten. Nach Angaben | |
des deutschen Reeders Friedrich Lürßen, der zu Merkels | |
Wirtschaftsdelegation gehört, geht es um sechs bis acht Boote von 28 und 41 | |
Meter Länge zum Stückpreis von 10 bis 25 Millionen Euro. | |
Die vorläufige Genehmigung dafür habe der Bundessicherheitsrat zu Zeiten | |
der großen Koalition (2005 bis 2009) erteilt, sagte Lürßen in der | |
angolanischen Hauptstadt Luanda. Deutschland beteilige sich lediglich an | |
einer laufenden Ausschreibung zur Modernisierung der Küstenmarine, die | |
derzeit über vier Patrouillenboote verfügt. | |
"Wir würden Ihnen auch gern helfen bei Ihren Verteidigungsanstrengungen, | |
zum Beispiel bei der Ertüchtigung der Marine", sagte Merkel in Luanda, als | |
sie Angolas Staatspräsident Eduardo dos Santos traf. Schließlich gehöre | |
Angola zu den Ländern Afrikas, die sich sehr für Stabilität in der Region | |
einsetzen. "Unser Ziel ist ja, dass regionale Konflikte dann auch durch | |
regionale Truppen befriedet werden können", sagte sie und nannte als | |
Beispiele Somalia und Sudan. | |
Abgesehen davon, dass das in diesen beiden Ländern nicht wirklich | |
funktioniert hat, ist es auf Angola kaum anwendbar. Angola, zweitgrößter | |
Ölförderer Afrikas, besitzt eine der größten und bürgerkriegserfahrensten | |
Armeen Afrikas und hat in den Nachbarländern Demokratische Republik Kongo | |
und Kongo-Brazzaville mehrfach militärisch eingegriffen. | |
Mit diesen beiden Ländern befindet sich Angola auch in maritimen | |
Territorialkonflikten: Wo der Atlantik am meisten Erdöl unter dem | |
Meeresboden verbirgt, trennt ein 20 Kilometer schmaler Küstenstreifen, der | |
zur Demokratischen Republik Kongo gehört, Angolas Staatsgebiet von der | |
angolanischen Exklave Cabinda. | |
## Deutsche Opposition: "Unverantwortlich" | |
Doch auf hoher See herrscht Angola faktisch allein. Kongo verlangt seit | |
Jahren mehr Territorialgewässer. Angola hat eine gemeinsame Wirtschaftszone | |
im Meer angeboten. Dieser Streit liegt derzeit diversen UN-Gremien vor. | |
In diesem Zusammenhang ist die geplante Aufrüstung der angolanischen | |
Küstenmarine heikel. Zudem gilt Angolas Regime als repressiv, vom Ölboom | |
profitiert die Mehrheit der Bevölkerung in dem kriegszerstörten Land | |
bislang nicht. Deutsche Oppositionspolitiker von Grünen, SPD und Linke | |
nennen das Angebot daher "unverantwortlich". | |
"Im Kontext der Debatte über Panzerlieferungen an Saudi-Arabien ist | |
[Merkels] Äußerung vollkommen unverständlich", sagte SPD-Außenexperte Rolf | |
Mützenich. "Angola befindet sich keineswegs in einem stabilen Zustand", | |
sagte Linksfraktionschef Gregor Gysi. Deshalb verbiete es sich, dorthin | |
Waffen zu verkaufen. Der Grüne Volker Beck fand Merkels Vorstoß | |
"erstaunlich". | |
13 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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