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# taz.de -- Susannenstraße als Ausgehmeile: Krach um die Außengastronomie
> Bezirk fordert Lärmschutzschirme im Schanzenviertel, aber bisher hat sie
> kein Gastronom bestellt. Eilantrag gegen den Umbau von Parkbuchten ist
> gescheitert.
Bild: Kaum ein Durchkommen: Tische in der Susannenstraße, zeitweilig beidersei…
Das Ultimatum läuft: Bis zum 22. Juli müssen die Außen-Gastronomen in der
Susannenstraße Lärmschutzschirme bestellt haben. Nur dann dürfen sie die
neu gepflasterten, ehemaligen Parkbuchten mit Tischen und Stühlen belegen.
Doch bis dato haben sich die Wirte dieser Auflage verweigert. "Ich habe
noch keine einzige Bestellung", sagt Klaus-Peter May, Inhaber einer
gleichnamigen Schirmfabrik im schwäbischen Betzenweiler, auf die das
Bezirksamt als Bezugsquelle verweist.
In der Susannenstraße mitten im Schanzenviertel hat der Strom an Besuchern
in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das Quartier hat sich in einen
Magneten für Touristen, Shopper und Partygänger verwandelt. Auf der vor
einigen Jahren geschaffenen Piazza vor der Roten Flora herrscht abends ein
Gedränge wie auf der Reeperbahn.a
Cafés, Kneipen und Imbisse in der Susannenstraße versuchten, die
Italien-Stimmung zu nutzen, indem sie Tische und Stühle mit einer
Sondernutzungserlaubnis des Bezirks auf den Gehsteig stellten. Daraufhin
beschwerten sich Anwohner: Für alte Menschen oder Mütter mit Kinderwagen
sei kein Durchkommen mehr, zumal sich die Wirte des Öfteren jenseits der
zulässigen Grenzen auf dem Bürgersteig ausbreiteten.
Die Altonaer Bezirksversammlung reagierte und schlug vor, die Parkbuchten
der Susannenstraße in Gastronomieflächen zu verwandeln. Elf Gastwirte
nahmen das Angebot an. Nach Angaben des Bezirks zahlten sie zusammen 70.000
Euro dafür, elf Parkbuchten aufzupflastern. 50.000 Euro investierte der
Bezirk, etwa für Fahrradstellplätze, 4.000 Euro die Stadtreinigung für
schicke Müllboxen.
Zwar dürfen die Gastwirte im Gegenzug den Gehsteig nicht mehr zustellen,
trotzdem werden sie über 50 Prozent mehr Außenfläche verfügen.
AnwohnerInnen haben eine Bürgerinitiative dagegen gegründet. Sie
befürchten, dass mehr Platz für Tische und Stühle mehr Lärm im Wohngebiet
bedeutet.
Mit einem Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen die Bauarbeiten an
den Parkbuchten seien sie jedoch vor Gericht gescheitert, sagt Andreas
Fischer vom Bezirksamt. "Eine andere Frage ist es, ob die Außengastronomie
so viel Lärm macht, dass man sie untersagen müsste", so Fischer. Messungen
hätten ergeben, dass es "zu Spitzenzeiten" schon bisher an manchen Stellen
zu laut gewesen sei. Die Initiative klage weiter.
Richten sollen es nun also Lärmschutzschirme, deren Wirksamkeit kaum
erprobt ist. "Es gibt keine messtechnischen Anweisungen, wie die
Wirksamkeit geprüft werden soll", sagt May. Der Unternehmer greift auf
einen Stoff zurück, der beim Bootsbau vorgeschrieben sei, um den Skipper
vor dem Motorenlärm zu schützen. Mit rund 2.500 Euro netto für eine
Fünf-mal-fünf-Meter-Überdachung ist diese Lösung vergleichsweise günstig.
Ausprobiert wird so etwas laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung auch
in München - auf wissenschaftlicher Grundlage: Die Fachhochschule Rosenheim
habe ein Modell mit schwerem Stoff und einem Wattepolster entwickelt, das
den Lärm um acht Dezibel dämpfen soll. Das würde den Krach fast halbieren,
wäre aber deutlich teurer.
17 Jul 2011
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Straßenlärm
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