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# taz.de -- Facebook-Nutzer gegen Kommunalpolitik: "Bud-Spencer-Tunnel" für Gm…
> Bei der Namenssuche für den neuen Stadttunnel in Schwäbisch Gmünd sammelt
> die Internetgemeinde Stimmen für "Bud Spencer". Das kommt für die Stadt
> etwas überraschend.
Bild: Der heute 81-jährige Bud Spencer gilt in Deutschland als Kultstar.
SCHWÄBISCH GMÜND dpa | Verkehrspolitik in Schwäbisch Gmünd ist eher was für
Hartgesottene. Es sei denn, Witzbolde im Internet stricken daraus eine
bundesweite Spaß-Guerilla-Aktion. Und so setzen sich im Moment Zehntausende
Internetnutzer dafür ein, dass die Stadt einen neuen Tunnel nach
Italowesternheld Bud Spencer benennt. Den Baden-Württembergern wäre ein
"Salvator-Tunnel" oder ein "Staufer-Tunnel" lieber. Aber weil jeder im
Internet seine Stimme abgeben kann, haben die 60 000 Einwohner von
Schwäbisch Gmünd gegen die Übermacht aus dem Netz kaum eine Chance.
Die Facebook-Gruppe "Bud Spencer-Tunnel Schwäbisch Gmünd wählen!" scheint
kaum noch zu bremsen zu sein. Weit mehr als 20 000 Menschen hatten dort bis
Wochenmitte bekundet, auf der Homepage von Schwäbisch Gmünd schon ihre
Stimme für den Schauspieler abgegeben zu haben.
Sie machten zudem ihre Freunde auf die Aktion aufmerksam: Fast 120 000
Einladungen an andere Facebook-Nutzer wurden verschickt. Ständig kamen neue
Fans hinzu. Die Rathausspitze gibt sich trotzdem gelassen. "Das ist eine
lustige Geschichte. Der Gemeinderat wird das Ergebnis auch diskutieren",
sagte Stadt-Sprecher Markus Herrmann. Der Bund hatte das
180-Millionen-Euro-Bauwerk als teuerste Ortsumgehung in Deutschland
eingestuft.
## Von Salvator bis Einhorn
Die Stadt hatte sich schon vor Monaten entschieden, die Bürger bei der
Namenssuche für den neuen Tunnel der Bundesstraße 29 einzubinden, Also
machten die Gmünder Vorschläge: "Salvator-Tunnel" war der beliebteste
Vorschlag - wegen der Salvator-Wallfahrtsanlage in Schwäbisch Gmünd. Oder
"Staufer-Tunnel" - weil die Stadt eine lange Tradition mit dem
Kaisergeschlecht verbindet. Sehr häufig vorgeschlagen wurde auch
"Einhorn-Tunnel" - das Fabelwesen ist das Wappentier der Stadt. Und
irgendwer schlug "Bud-Spener-Tunnel" vor.
Die Stadtverwaltung sammelte alle Vorschläge, löschte solche, die
pornografisch und strafrechtlich relevant waren - und gab die restlichen
zur Abstimmung im Internet frei. So steht nun auch Bud Spencer zur Wahl.
Ein Facebook-Nutzer entdeckte das und gründete die Gruppe. "Da politische
Partizipation eine der wichtigsten Säulen unserer Demokratie ist, bitte ich
euch, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, um eure Stimme", schrieb er. Und
weiter: "Da uns die meisten vorgeschlagenen Namen aber viel zu langweilig
sind, haben wir beschlossen: Der Tunnel in Schwäbisch Gmünd soll künftig
auf den Namen "Bud-Spencer-Tunnel" hören." Seit einigen Tagen verbreitet
sich der Aufruf nun in Windeseile bei Facebook und in allen möglichen
Diskussionsforen. Längst genießt er Kult-Status.
## Nicht jeder kann drüber lachen
In Schwäbisch Gmünd kann nicht jeder darüber lachen, dass eine ernsthafte
politische Entscheidung so durch den Kakao gezogen wird. Dass Schwäbisch
Gmünd tatsächlich einen "Bud-Spencer-Tunnel" bekommt, sei jedenfalls noch
längst nicht ausgemacht. Zwar habe der Gemeinderat durch die Online-Umfrage
ein Meinungsbild einholen wollen - die Entscheidung träfen die
Kommunalpolitiker aber selbst.
Bei den Facebook-Usern gab es gegen diese Ankündigung schon ersten
Widerspruch. Die Politiker dürften nicht einfach zehntausende Stimmen aus
dem Internet ignorieren, schrieben einige Nutzer. Die Stadtverwaltung sieht
das anders. "Eine Facebook-Gruppe ist nicht die Urform der
Basis-Demokratie", sagte Herrmann. "Die Abstimmung im Internet ist ja
längst keine Gmünder Abstimmung mehr."
Die Facebook-Mitglieder organisieren nun ihren Protest - und zwar auf ihre
Weise: Sie haben mit Blick auf die entscheidende Gemeinderatssitzung am 27.
Juli eine neue Gruppe gegründet: "Demonstration für Bud-Spencer-Tunnel in
Schwäbisch Gmünd."
21 Jul 2011
## TAGS
Online-Petition
Bud Spencer
Western
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