# taz.de -- Kommentar Liegenschaftspolitik: Starke Politiker gesucht | |
> Am Blumengroßmarkt-Gelände in Kreuzberg zeigt sich die Mutlosigkeit der | |
> Stadtentwicklungspolitik besonders drastisch. | |
Bild: Rosen werden bei der Debatte über die Zukunft des Blumengroßmarktgelän… | |
Das Sprechen über Stadtentwicklung ist in Berlin dieser Tage meist ein | |
Jammern: Die Mieten explodieren, Freiräume schwinden, die Privatisierung | |
kommunalen Eigentums reißt Löcher ins Bild der Stadt. Wenn wieder einmal | |
ein lebenswertes Stück Berlin dem Profit geopfert wird, ruft es von allen | |
Seiten: Schluss mit dem Ausverkauf, her mit der neuen Politik! Und die | |
antwortet stets: Wir wollen auch eine lebenswerte Stadt für alle - aber die | |
Haushaltslage! Die Gesetze! Die Senatsmehrheiten! Dann scheint es, als habe | |
die Politik ihren Gestaltungsspielraum bereits verloren. | |
Am Blumengroßmarkt-Gelände in Kreuzberg zeigt sich die Mutlosigkeit der | |
Stadtentwicklungspolitik besonders drastisch. Erst stößt man ein | |
dialogisches Planungsverfahren an, um das Beste für den Kiez herauszuholen. | |
Dann vertraut man doch lieber einer Ausschreibung - es könnte ja Geld | |
verloren gehen. So rettet man kein Quartier. | |
Der Senat kriegt es nicht hin, raunt die Opposition. Doch auch bei ihr | |
vermisst man, selbst kurz vor der Wahl, den Mut zu einer | |
Stadtentwicklungspolitik, die den Namen verdient. Wie kann es sein, fragen | |
sich nun einige Kulturschaffende, dass keine Partei einen Verkaufsstopp für | |
öffentliche Liegenschaften fordert? | |
Die Antwort lautet wohl: Wahlkampf. Die Floskel "lebenswerte Stadt" | |
schmückt zwar alle Wahlprogramme. Aber das verprellt noch niemanden - | |
während ein klares Nein zur Privatisierung nicht allen Wählern (und | |
Koalitionspartnern) gefällt. Eine echte Politik zum Wohl der Stadt braucht | |
aber Bekenntnisse. Über Sachzwänge gejammert wurde lange genug. | |
26 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Nina Apin | |
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