# taz.de -- Kommentar Perus neue Regierung: Linksruck mit Tücken | |
> Mit der sozialen Abfederung des bisherigen Wachstumskurses wird Humala | |
> kaum die explosive Lage in ländlichen Gebieten entschärfen können. Noch | |
> spricht er nicht darüber. | |
Als bislang letztes Land hat sich Peru der "rosaroten Welle" in Südamerika | |
angeschlossen: Die fünfjährige Amtszeit des Linksnationalisten Ollanta | |
Humala läuft. Ähnlich wie alle "progressiven" Regierungen der Region steht | |
der Überraschungssieger vom Juni vor einem mehrfachen Spagat. | |
Von der traditionellen Machtelite Perus wird er genauso misstrauisch | |
taxiert wie von den Finanzmärkten, ausländischen Investoren und westlichen | |
Regierungen. Andererseits sind die Wählererwartungen hoch: Die Armen wollen | |
eine rasche Verbesserung, linksliberale Bürger aus den Städten fordern ein | |
entschlossenes Vorgehen gegen Korruption und eine ökologische Wende. | |
Die Erfahrungen des letzten Jahrzehnts haben gezeigt: Wer sich allzu sehr | |
mit den Oligarchien im eigenen Land anlegt, muss eine hohe Rechnung | |
bezahlen - selbst wenn radikale Wirtschaftsreformen weitgehend nur auf der | |
rhetorischen Ebene stattfinden wie in Bolivien, Ecuador oder auch | |
Venezuela. Eine übermäßige Polarisierung führt zu autoritären Verhärtungen | |
und konterkariert sachorientierte Politikansätze. Letztlich profitiert | |
davon die Rechte - so das Fazit des südamerikanischen "Linksrucks". | |
Kein Wunder, dass sich Humala bereits seit Jahren am pragmatischeren | |
brasilianischen Modell orientiert. Mit seinem Wahlkampf der leisen Töne | |
kopierte er das Erfolgsrezept von Lula da Silva aus dem Jahr 2002, bei der | |
Auswahl seiner tonangebenden Minister rückte er sogar noch weiter nach | |
rechts. Schon jetzt geben brasilianische Bau- oder Rohstoffkonzerne in | |
vielen Bereichen den Ton an. | |
Mit der sozialen Abfederung des bisherigen Wachstumskurses allein wird | |
Humala aber kaum die explosive Lage in ländlichen Gebieten entschärfen | |
können, wo sich die Betroffenen gegen Umweltzerstörung wehren. Dieses | |
Dilemma hat er in seiner Antrittsrede ausgeklammert. | |
29 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
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