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# taz.de -- "Stuttgart 21"-Kompromiss: Alter Vorschlag in neuem Licht
> Heiner Geißler schlägt vor, nur Teile des Bahnhofs in Stuttgart zu
> untertunneln. Die Idee wurde schon vor 14 Jahren mit gezinkten Zahlen
> verworfen.
Bild: Das Modell des neuen Bahnhofs: Eine ziemlich wahrscheinliche Variante.
BERLIN taz | Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) war schnell zur
Stelle, Heiner Geißlers Vorschlag abzulehnen. Der hatte in Stuttgart eine
Kombination aus Kopf- und Tiefbahnhof vorgeschlagen: Dabei handle es sich
um "eine uralte Variante, die vor vielen Jahren bereits schon einmal
verworfen wurde", urteilte Ramsauer in der Passauer Neuen Presse.
Damit hat er nur auf den ersten Blick recht. Tatsächlich ist der Vorschlag
Geißlers nicht neu. "Stuttgart 21 mit Kopfbahnhof" nannte sich eine
Variante aus den neunziger Jahren, als das Projekt geplant wurde. Vor allem
die Landtagsfraktion der Grünen drängte damals immer wieder darauf, diese
Version ebenso zu prüfen wie eine Renovierung des Kopfbahnhofs.
In der Kombi-Variante ging es um einen Tiefbahnhof mit vier Gleisen und
einen Kopfbahnhof mit zehn Gleisen. Das Regierungspräsidium Stuttgart
lehnte das allerdings bereits 1997 in einem Raumordnungsverfahren ab.
Tunnelbauten und Renovierung des alten Bahnhofs gemeinsam seien zu teuer,
hieß es damals. Außerdem kamen Bedenken hinzu, dass die Stadt auch mit
einem kleineren Kopfbahnhof immer noch den Schienenlärm ertragen müsste.
Der ähnliche Geißler-Vorschlag sieht vor, den Regionalverkehr im
renovierten Kopfbahnhof zu belassen, während der Fernverkehr durch Tunnel
geführt wird. Dabei müssten mit 27 Kilometern Tunnel nur halb so viele
gegraben werden wie bei Stuttgart 21 - genau in diesen Bohrungen liegen die
größten finanziellen Risiken. Geißler geht bei seiner Variante von 2,5 bis
3 Milliarden Euro Kosten aus, bei dem reinen Tiefbahnhof sind es offiziell
4,1 Milliarden. Größter Nachteil seines Vorschlags ist, dass er bisher eine
reine Projektskizze ist. Der Bahnhof müsste komplett neu geplant werden.
Der große Unterschied zu 1997: Die Prämissen, unter denen ein Kombibahnhof
abgelehnt worden sind, haben sich völlig geändert. Das zeigt ein Blick in
ein Schreiben des baden-württembergischen Umweltministeriums aus dem Jahr
1999. Dort steht, ein reiner Tiefbahnhof würde die Kapazität an
Regionalzügen um 75 Prozent erhöhen, die an Fernzügen um 65 Prozent. An
anderer Stelle verweist die Regierung auf ein Gutachten, nach dem ein
Tiefbahnhof mit acht Gleisen dreimal so viele Züge bewältigen könne wie der
alte. Deshalb lehnte sie damals einen Erhalt des Kopfbahnhofes ab, ob
teilweise oder komplett.
Aus heutiger Sicht sind das Mondzahlen: Im jetzt vorgestellten
Stuttgart-21-Belastungstest musste die Bahn nur noch nachweisen, dass der
Tiefbahnhof in Spitzenzeiten ein Drittel Züge mehr abfertigen kann - und
hat damit bestanden.
31 Jul 2011
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Schwerpunkt Stuttgart 21
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