# taz.de -- Kommentar FDP: Die Macht der Schwächsten | |
> Für die FDP werden Eurobonds zur Grundsatzfrage. Das ist nur bedingt | |
> rational, könnte sich aber politisch als sehr erfolgreich erweisen. | |
Es gibt einen einfachen Grund dafür, dass Kanzlerin Merkel die Debatte über | |
Eurobonds mit aller Macht beenden will. Sie ist brandgefährlich für die | |
Koalition, denn an ihr könnte Schwarz-Gelb zerbrechen. | |
Merkels eigene Partei ist dabei nicht ihr Problem. Der Pragmatismus der | |
Union ist berühmt, sie hat Erfahrung damit, abweichende Positionen zu | |
integrieren. Falls die Macht des Faktischen gemeinsame Staatsanleihen der | |
EU-Ländern erzwingen sollte, würde sie diese mittragen. | |
Entsprechend ändern führende CDU-Politiker derzeit schon mal ihre Rhetorik | |
und lassen bewusst offen, ob sie das ungeliebte Instrument nicht doch | |
irgendwann anwenden müssen. Merkels Problem ist die FDP. | |
Mit seinem kategorischen Nein stilisiert Parteichef Rösler Eurobonds zur | |
Grundsatzfrage. Dies ist nur bedingt rational. Eurobonds sind nicht gleich | |
Eurobonds, auch einem marktliberalen Ordnungspolitiker dürfte nicht | |
entgangen sein, dass sich Eurobonds durchaus mit einem harten | |
Schuldenregiment verbinden lassen. | |
Doch eine neue Kehrtwende wäre eine zu viel für die hochnervösen | |
Freidemokraten, die verzweifelt nach ihrer Linie suchen. Zumal sie bei | |
Neuwahlen sogar darauf hoffen könnten, von der Europaskepsis zu | |
profitieren, die viele BürgerInnen angesichts der Schuldenkrise empfinden. | |
Die Kanzlerin wird sich also nicht nur wegen inhaltlicher Bedenken bis | |
zuletzt gegen Eurobonds sperren. Sondern auch deshalb, weil sie dann das | |
Ende ihrer Kanzlerschaft riskieren würde. Während man bei Entscheidungen | |
wie dem Atomausstieg das Gefühl bekommen konnte, es sei mehr oder weniger | |
egal, was die Regierungspartei FDP will, ist es nun umgekehrt. Die | |
schwächste Regierungspartei ist gerade sehr mächtig. | |
16 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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