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# taz.de -- Kommentar zur Linkspartei: Dokument der Dummheit
> In der Linkspartei kann jeder ungestraft jeden Unfug von sich geben. Der
> Castro-Gruß zeigt: In der Parteispitze verbindet sich Gedankenlosigkeit
> und Mangel an politischem Talent.
Die Linkspartei hat zwei Probleme, die zusammen für die Partei einen
äußerst unerfreulichen Effekt haben: Es fällt manchmal schwer, sie noch
ernst zu nehmen. Erstens: Im Osten ist sie nach innen eine sehr libertäre
Partei. Jeder kann ungestraft jeden Unfug von sich geben oder die
DDR-Diktatur schönreden.
Diese selbst verordnete innere Liberalität ist eine Antwort auf die Praxis
der SED, in der missliebige Genossen kurzerhand aus der Partei, die eine
säkulare Kirche war, exkommuniziert wurden. Die PDS hat daraus gelernt,
dass man innerparteilich ganz tolerant sein muss und es nur ein Verbot gibt
- nämlich Meinungen zu verbieten. Andersdenkende vor die Tür zu setzen hält
man für stalinistisch. Die Linkspartei hat es mit einem Paradox zu tun:
Weil sie eine historische Lektion gelernt hat, wird sie ihre Vergangenheit
nicht los. Diese Toleranz sorgt bei den unausweichlichen DDR-Jubiläen
regelmäßig für miese Schlagzeilen.
Das zweite Problem heißt Klaus Ernst und Gesine Lötzsch. Anstatt sich
aufmerksam und empfindsam der Diktaturvergangenheit zu widmen, tut diese
Parteispitze entweder so, als hätte sie damit nichts zu tun, oder sie lobt
den Kommunismus oder druckst missverständlich beim Mauerbau herum. Der in
realsozialistischem Sound verfasste Geburtstagsglückwunsch an Fidel Castro
passt ins Bild.
Dieser Castro-Gruß ist kein Beweis, wie die politische Konkurrenz glauben
machen will, dass in der Linkspartei bösartige, totalitäre Energien
schlummern. Dieser Text ist kein Skandal, sondern eine kurioses Dokument
beachtlicher Dummheit. Er zeigt, dass sich bei dieser Parteispitze
Gedankenlosigkeit mit einem erstaunlichen Mangel an politischem Talent
verbunden haben. Ernst und Lötzsch waren immer Kompromisskandidaten. Sie
sollten die Fliehkräfte in der in West und Ost, Pragmatiker und Fundis
aufgesplittete Partei halbwegs unter Kontrolle bringen. Aber diese
Parteispitze löst keine Probleme. Sie ist das Problem.
21 Aug 2011
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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