# taz.de -- Treffen der Notenbankchefs: Bernankes Spiel mit der Welt | |
> Bernard Bernanke, Chef der US-Notenbank Fed, wird auf dem Gipfeltreffen | |
> der Notenbanken eine Rede halten. Sie wird sich auf die gesamte | |
> Weltwirtschaft auswirken. | |
Bild: Sollte seine Worte gut bedenken: Fed-Chef Bernard Bernanke. | |
BERLIN taz | Einmal im Jahr erwacht das kleine Jackson Hole im | |
US-Bundesstaat Wyoming zum Leben. Auf Einladung der US-Notenbank Fed | |
treffen sich die Notenbankchefs der großen Volkswirtschaften, um sich über | |
die wichtigsten Entwicklungen der Weltwirtschaft auszutauschen. | |
So auch am Freitag. Angesichts von Staatsschuldenkrisen, turbulenten | |
Märkten und drohenden Rezessionen warten die Finanzmärkte vor allem nervös | |
auf die Rede von Fed-Chef Bernard Bernanke. Sie hofften, dass er mit dem | |
Kauf von US-Staatsanleihen erneut die Notenpresse anwirft. | |
Dabei würde es sich um das dritte Mal seit dem Zusammenbruch der Märkte im | |
September 2008 handeln, dass die Fed sich angesichts anhaltend dümpelnder | |
US-Wirtschaft zu einem solchen Schritt entschließen würde. Quantitative | |
Easing - lockere Geldpolitik - heißt diese Art der Intervention. Bei | |
zugleich niedrigem Zinssatz kauft die Zentralbank in großen Mengen | |
Anleihenpapiere der US-Regierung auf und finanziert dies, indem sie Geld | |
druckt. Dieses zusätzliche Geld fließt damit auf die Märkte. Bei den ersten | |
zwei Runden (QE und QE2) kaufte die Fed bereits für rund drei Billionen | |
Dollar US-Anleihen auf. Mit QE3 würde die lockere Geldpolitik noch mehr | |
ausgeweitet werden. | |
Quantitative Easing ist jedoch umstritten. Denn es ist keineswegs | |
ausgemacht, wie groß der Nutzen tatsächlich ist. Kritiker monieren, dass | |
die US-Wirtschaft nach einem kleinen Zwischenhoch insgesamt nur kaum | |
gewachsen ist. Die Arbeitslosigkeit ist mit fast zehn Prozent so hoch wie | |
seit 30 Jahren nicht. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz weist | |
jedoch daraufhin, dass die Rezession ohne der expansiven Geldpolitik noch | |
viel schlimmer ausgefallen wäre. "Die Arbeitslosigkeit wäre dann auf 12,5 | |
Prozent gestiegen", sagte er in der Financial Times Deutschland. Daher | |
plädiere er für eine dritte Runde. | |
## Der Rest der Welt würde getroffen | |
Die Negativfolgen einer Ausweitung dieser lockeren Geldpolitik würde vor | |
allem den Rest der Welt treffen. Nicht so sehr die Euro-Länder. Denn die | |
Europäische Zentralbank kauft derzeit ebenfalls eifrig Anleihen ihrer | |
Mitgliedsstaaten und sorgt damit für einen niedrigen Euro. | |
Vor allem die Schwellenländer leiden unter einer Dollar-Schwemme. Denn je | |
mehr Dollar auf den Markt geworfen werden, desto billiger wird er. Das | |
macht sich an den steigenden Preisen vieler Rohstoffe bereits bemerkbar, | |
die weitgehend in Dollar gehandelt werden. Brummende Volkswirtschaften wie | |
China und Brasilien, die Rohstoffe besonders nachfragen, stehen massiv | |
unter Inflationsdruck. | |
Den ganz großen Schritt der lockeren Geldpolitik hat Bernanke ohnehin | |
bereits getan. Mit seiner Ankündigung, die Leitzinsen gleich die nächsten | |
zwei Jahre niedrig zu halten, treibt er noch mehr Anleger sowohl in stabile | |
Länder wie die Schweiz oder Norwegen, vor allem aber in Schwellenländer. | |
Sie alle ächzen unter dem enormen Zufluss von spekulativem Kapital. In den | |
Schwellenländern sind Spekulationsblasen längst schon wieder entstanden. | |
26 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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