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# taz.de -- Arbeitsmarkt: Mit Mängeln gearbeitet
> Nach dem neuen Senatskonzept soll es nur noch 3.900 Ein-Euro-Jobs für
> Langzeitarbeitslose geben, dafür 40 neue Sozialarbeiter und 16 Millionen
> Euro für Qualifizierung.
Bild: Kehraus bei Arbeitsgelegenheiten: Sozialsenator Scheele streicht.
HAMBURG taz | Ein Arbeitsmarkt-Konzept hat Sozialsenator Detlef Scheele
(SPD) am Dienstag vorgestellt. Seine Botschaft: Hamburgs Bevölkerung -
Junge wie Alte, Männer und Frauen, Beschäftigte und Unbeschäftigte - müssen
auf allen Ebenen qualifiziert werden, um trotz Geburtenrückgang den
Fachkräftebedarf zu decken. Doch für jene, die seit Jahren ohne Arbeit
sind, wird das Hilfsangebot noch etwas knapper. Statt derzeit rund 6.000
gibt es im nächsten Jahr nur 3.900 Arbeitsgelegenheiten (AGH) - auch
1-Euro-Jobs genannt.
Die Zahl 4.000 kursierte schon seit Juli, doch sind darin nun doch die
Hilfen für die Schulküchen enthalten. Erst ab Mitte nächsten Jahres wird
deren Arbeit sozialversicherungspflichtig bezahlt. Ein lokales
Beschäftigungsprogramm, das Kürzungen seitens des Bundes auffängt, wird es
nicht geben. Die von Diakonie und der Linken in diesem Kontext geforderten
sozialversicherungspflichtigen Jobs, rechnete Scheele vor, seien nicht
bezahlbar.
Neu ist das erklärte Ziel für die verbleibenden AGH: Ihr Erfolg soll
künftig nicht mehr daran gemessen werden, wie schnell Menschen den Sprung
auf den Ersten Arbeitsmarkt schaffen. Sie sollen vielmehr "sozialer
Interventionsrahmen" sein, so Scheele, in denen Menschen stabilisiert
werden könnten etwa bei Problemen mit Schulden, Gesundheit, Wohnsituation
oder Familie oder Partner. Dafür werden 40 Sozialpädagogen eingestellt, die
zentral bei einem Träger beschäftigt sein sollen.
Die 1-Euro-Jobs können bis zu zwei Jahre dauern. Im Anschluss sollen die
Menschen in Bildungsmaßnahmen vermittelt werden, für die 16 Millionen Euro
bereit stehen. Der Erfolg eines Trägers wird daran gemessen, wie gut ihm
diese Vermittlung gelingt.
Auf die Frage, ob er mit Trägersterben rechne, schloss Scheele nicht aus,
dass Einzelne Probleme bekommen. "Nichts passieren" werde jenen, die auch
Bildung und Arbeitsvermittlung im Angebot hätten. Große Probleme sieht er
aber ab 2013: Dann senkt der Bund die Fallpauschalen, über die sich die
Träger finanzieren, auf 30 bis 150 Euro. "Wenn der Bund hier die Axt
anlegt", so Scheele, "weiß ich nicht, was wir tun werden."
Doch schon die jetzige Senkung der Platzzahlen wäre nach Rechnung der
Beschäftigungsträger gar nicht nötig, bliebe der Anteil gleich, der auf
schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose entfällt: Sie machen fast ein
Drittel der rund 76.000 Langzeitarbeitslosen aus. Dagegen schrumpft der
Anteil Bundesmittel, der für AGH ausgegeben wird, auf fast ein Fünftel.
Die GAL wirft Scheele vor, er "vernachlässige" gerade die Schwächsten.
Gegen diesen Vorwurf aber wehrte sich der Senator: Unter Berücksichtigung
der Mittel für Bildungsmaßnahmen und Sozialarbeiter werde für diese Gruppe
nicht weniger ausgegeben. Bei der Streichung von AGH stütze er sich auf ein
Gutachten des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB). Dieses
habe empfohlen, 1-Euro-Jobs auf Menschen zu begrenzen, "die weit vom
Arbeitsmarkt entfernt sind", sagte Scheele.
"Für 25.000 Menschen sind 3.900 Plätze ein Witz", kritisierte dagegen
Trägersprecherin Petra Lafferentz. Wenn hier der Zugang so verengt werde,
profitierten die Menschen auch nicht anschließend von den
Bildungsangeboten. Zudem sei den Trägern seitens des die Mittel
verwaltenden Team Arbeit Hamburg nahe gelegt worden, die Betreuungskosten
zu senken, schließlich gebe es ja 40 neue Sozialarbeiter. Für Lafferentz
ist Sozialarbeit aber vor Ort sinnvoller aufgehoben - und Scheeles Plan
"zentralistischer Quatsch".
30 Aug 2011
## AUTOREN
Kaija Kutter
Kaija Kutter
## TAGS
Senioren
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