# taz.de -- Rating von Standard & Poor's: Ramschstatus für alle Euroländer | |
> Standard & Poor's würde bei einer Einführung von gemeinsamen Anleihen der | |
> Eurostaaten das Rating des schlechtesten Mitglieds vergeben. Auch | |
> Deutschland wäre wie Griechenland. | |
Bild: Wenn sonst nichts geht, Scrabble geht immer. | |
ALPBACH/BERLIN taz/rtr Standard & Poors warnt die Eurostaaten vor der | |
Einführung von Eurobonds zur Rettung der Gemeinschaftswährung. Der Leiter | |
des Länderbereichs Europa der weltgrößten Ratingagentur, Moritz Krämer, | |
drohte damit, dass er gemeinsame Anleihen der Eurostaaten mit dem Rating | |
des schwächsten Mitgliedlandes bewerten würde. | |
"Wenn wir einen Eurobond haben, bei dem Deutschland 27 Prozent garantiert, | |
Frankreich 20 und Griechenland 2 Prozent, dann läge das Rating des | |
Eurobonds bei ,CC', was der Kreditwürdigkeit Griechenlands entspricht", | |
sagte Krämer am Samstag auf dem europäischen Forum in Alpbach. Dies sei der | |
Fall, wenn es eine gemeinsame Garantie und keine einzelne Gewährleistung | |
der Mitgliedsländer gebe. "Vielleicht könnte dies auf eine andere Art | |
strukturiert werden", schlug Krämer vor. Standard & Poors führe aber keine | |
Gespräche mit der Europäischen Union. "Es ist nicht unsere Aufgabe, bei der | |
Strukturierung oder Beratung zu helfen." | |
Ratingagenturen wie Standard & Poors sind private Unternehmen, die Firmen, | |
Banken und ganze Staaten auf ihre Kreditwürdigkeit prüfen. Nach der | |
Bewertung der Agenturen richtet sich unter anderem auch der Zinssatz, den | |
Länder bei der Aufnahme von Schulden auf den Kapitalmärkten zu entrichten | |
haben. Nach Griechenland, Portugal und Irland hat Standard & Poors im | |
August erstmals seit vielen Jahrzehnten auch die USA herabgestuft und damit | |
viel Kritik auf sich gezogen. Es sei häufig nicht ersichtlich, nach welchen | |
Kriterien Ratingagenturen ihre Bewertungen erstellen, hieß es. | |
Mit der Drohung eines schlechten Ratings für Eurobonds mischt sich Standard | |
& Poors aktiv in die heftig geführte Debatte über die Einführung | |
gemeinsamer europäischer Anleihen und die Rettung des Euros ein - und | |
erteilt damit allen Befürwortern von Eurobonds einen heftigen Dämpfer. Die | |
Bundesregierung lehnt Eurobonds bereits ab und begründet dies damit, dass | |
gemeinsame Anleihen nicht zur Verbesserung der Haushaltsdisziplin führen | |
würden. Italien hingegen wirbt für eine gemeinsame Aufnahme von | |
Staatsschulden, was wohl zu einem mittleren Zinsniveau für alle Euroländer | |
führen würde. Auch Griechenland, Spanien und Luxemburg werben für die | |
Einführung von Eurobonds. | |
4 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
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