# taz.de -- Berlusconi telefoniert mit Angeklagtem: "Bleib, wo du bist" | |
> Nachdem er in einem abgehörten Telefonat Italien als "Scheißland" | |
> bezeichnete, soll Silvio Berlusconi nun außerdem einem Angeklagtem zum | |
> Verbleib im Ausland geraten haben. | |
Bild: Sollte vielleicht einfach mal die Fresse halten: Italiens Premier Berlusc… | |
ROM afp | Erneut haben Äußerungen des italienischen Ministerpräsidenten | |
Silvio Berlusconi im Rahmen einer Erpressungsaffäre für Aufregung gesorgt. | |
In einem abgehörten Telefonat soll Berlusconi dem in die Affäre | |
verwickelten Herausgeber einer Online-Zeitung, Valter Lavitola, geraten | |
haben, im Ausland zu bleiben und sich nicht der Justiz zu stellen. | |
"Bleib, wo Du bist", sagte Berlusconi laut einem Mitschnitt des Telefonats | |
vom 24. August, aus dem die Zeitung L'Espresso am Freitag zitierte. | |
Lavitola hielt sich zu dem Zeitpunkt in Bulgarien auf. | |
Die italienische Justiz ermittelt gegen Lavitola wegen des Verdachts, | |
Berlusconi gemeinsam mit dem Unternehmer Giampaolo Tarantini erpresst zu | |
haben. Tarantini und seine Frau Angela Devenuto wurden Anfang September von | |
der Polizei verhaftet, gegen Lavitola wurde Haftbefehl erlassen. Bis heute | |
hält sich der Journalist im Ausland auf. | |
Laut den Ermittlern soll Tarantini hohe Summen von Berlusconi erhalten | |
haben, damit er ihnen erzählte, der Ministerpräsident habe nicht gewusst, | |
dass eine Reihe von weiblichen Gästen seiner rauschenden Feste zwischen | |
September 2008 und Januar 2009 bezahlte Callgirls waren. Die | |
Staatsanwaltschaft von Neapel will den Ministerpräsidenten am Dienstag in | |
der Affäre vernehmen. Sie sieht ihn in dem Fall als das Opfer an. | |
Der bald 75-Jährige dagegen bestreitet die Erpressungen. Er versichert, er | |
habe lediglich Freunden finanziell ausgeholfen. Berlusconi, der ein | |
Macho-Image kultiviert, hat wiederholt beteuert, niemals für Sex bezahlt zu | |
haben. | |
Die Opposition sieht in Berlusconis Rat an Lavitola einen Versuch des | |
Regierungschefs, sich vor weiteren peinlichen Enthüllungen zu schützen. | |
Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini wies darauf hin, dass zu dem Zeitpunkt | |
des Telefonats noch gar kein Haftbefehl gegen den Journalisten vorlag. | |
Berlusconi selbst klagte am Freitagabend vor der Jugendorganisation seiner | |
Partei, dass ein "Land ohne Privatleben, wo Telefongespräche abgehört und | |
an Zeitungen weitergegeben werden, kein völlig freies Land" sei. In einem | |
vorherigen im Rahmen der Ermittlungen abgehörten Telefonat mit Lavitola | |
soll Berlusconi Italien als "Scheißland" bezeichnet haben. | |
11 Sep 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Skandale um Italiens Premier: Berlusconi zahlt für Falschaussagen | |
In einem Korruptionsfall ist der italienische Ministerpräsident vor Gericht | |
erschienen. Ein anderer Vorwurf scheint Silvio Berlusconi allerdings | |
deutlich mehr Sorgen zu bereiten. | |
Weitere Peinlichkeiten von Berlusconi: "In der Freizeit bin ich Regierungschef" | |
Neue Enthüllungen aus abgehörten Telefonaten: Italiens Premier soll damit | |
geprahlt haben, dass Frauen Schlange stehen, um Sex mit ihm zu haben. Die | |
Opposition fordert erneut seinen Rücktritt. | |
Illegale Enthüllung von Amtsgeheimnissen: Neues Verfahren gegen Berlusconi | |
Silvio Berlusconis Umfragewerte sind auf einem historischen Tiefststand | |
angelangt. Darüber hinaus droht Italiens Regierungschef ein weiterer | |
Prozess. | |
Ausfall des Regierungschefs: Berlusconi nennt Italien "Scheißland" | |
Er wolle sein Land, das ihn anekele, bald verlassen, sagte Silvio | |
Berlusconi am Telefon. Jetzt beschwichtigt der Regierungschef. Es geht um | |
Falschaussagen und mutmaßliche Erpressung. | |
Gerichtsurteil gegen Italiens Premier: Berlusconi muss 560 Millionen blechen | |
Vor gut 20 Jahren hat sich Berlusconi den größten italienischen Verlag | |
illegal unter den Nagel gerissen. Dafür muss er jetzt bluten. Gewohnt | |
schrill reagiert der Cavaliere-Clan. | |
Kommentar Berlusconi: Bessere Zeiten für Italien | |
Das Amt hilft nicht mehr, Privatinteressen durchzusetzen. Da ist die | |
Entscheidung, aus der Politik auszusteigen, nur folgerichtig. Doch | |
Berlusconis Partei wird ohne ihn zerfallen. |