# taz.de -- Wahl in Norwegen: Vorteil für Konservative | |
> Bei den Kommunalwahlen in Norwegen erleidet die rechtspopulistische | |
> Fortschrittspartei den erwarteten Rückschlag. Davon profitieren die | |
> Konservativen. | |
Bild: Der "Utøya-Effekt" ist verpufft und nun ist wieder alles ruhig in Norweg… | |
STOCKHOLM taz | Bei den Kommunalwahlen hat die rechtspopulistische | |
Fortschrittspartei (FRP) am Montag ihr schlechtestes Ergebnis seit 16 | |
Jahren erzielt. Die Partei verlor bei den ersten Wahlen seit dem Massaker | |
von Utøya und dem Bombenanschlag in Oslo jeden dritten Wähler und | |
schrumpfte um 6 Punkte auf 11,5 Prozent. | |
Das katastrophale Ergebnis der Partei ist auf das Blutbad zurückzuführen | |
und auf die anschließende Debatte über die Rolle dieser | |
ausländerfeindlichen Partei. Ihr hatte der Attentäter von Utøya und Oslo, | |
Anders Behring Breivik, zeitweise angehört. Besonders ausgeprägt sind ihre | |
Verluste in den Städten, wo sich die FRP-Stimmenzahl teilweise halbierte. | |
Davon profitierte die konservative Høyre, die auf nationaler Ebene in der | |
Opposition ist. Sie machte mit einem Plus von 8,7 Punkten auf jetzt 28 | |
Prozent den größten Sprung nach vorn. Die sozialdemokratische | |
Arbeiterpartei von Ministerpräsident Jens Stoltenberg konnte um 2 Punkte | |
auf 31,6 Prozent zulegen und blieb damit stärkste Partei, verlor aber mit | |
dem nördlichen Tromsø eine weitere Großstadt. Jetzt wird nur noch Trondheim | |
von einer linken Mehrheit regiert. Die beiden größten Städte, Oslo und | |
Bergen, behielten ihre rechten Mehrheiten. | |
Der "Utøya-Effekt", der die Sozialdemokraten zeitweise auf einer | |
Sympathiewelle von 40 Prozent der Stimmen gedrückt hatte, habe sich damit | |
schnell gelegt. Das sei "gut für die Demokratie", meint Anders Todal | |
Jenssen, Soziologe der Universität Trondheim. Die Verluste der FRP führt er | |
darauf zurück, dass diese die "Einwanderer-Karte" diesmal nicht ziehen | |
konnte. Deshalb seien viele ihrer Anhänger nicht zur Wahl gegangen. | |
Das bekamen auch die Linkssozialisten zu spüren, die in der Regierung | |
Stoltenberg Juniorpartner sind. Sie verloren jeden dritten Wähler und | |
erreichten nur noch 4 Prozent. Parteichefin Kristin Halvorsen, die auch | |
Bildungsministerin ist, kündigte umgehend ihren Rücktritt an. Die Partei | |
hat in der Koalition viel von ihrem grünen Profil verloren. Davon | |
profitieren die Grünen (Miljøpartiet De Grønne). Die 1988 gegründete Partei | |
führte bisher ein Schattendasein mit weniger als 0,5 Prozent bei | |
Parlamentswahlen. Nun kam sie in mehreren Städten auf über 2 Prozent. | |
13 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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