# taz.de -- Nach der Berlin-Wahl: Piraten üben Parlament | |
> Piraten verzichten auf Sitze in BVV und laden Linke zu Gespräch über | |
> einen gemeinsamen Kandidaten für Stadtrat ein. Sitzungsprotokoll der | |
> künftigen Abgeordneten im Internet veröffentlicht. | |
Bild: Auch das Foto-Shooting ist noch ungewohnt: Die Piraten im Abgeordnetenhau… | |
Die drei doppelt gewählten Abgeordneten der Piratenpartei in | |
Friedrichshain-Kreuzberg, Alexander Morlag, Fabio Rheinhardt und Oliver | |
Höfinghoff, haben sich am Dienstag in einer Erklärung auf ihrer | |
Internetseite für ihr Mandat im Abgeordnetenhaus entschieden. In der | |
Bezirksverordnetenverwaltung (BVV) können dadurch von den Piraten nur noch | |
fünf Sitze besetzt werden. Dadurch verlieren sie allerdings ihr Anrecht auf | |
einen Stadtratsposten an die Linkspartei. Weil sie den aber ungern aufgeben | |
wollen, haben sie die Linken nun zu einem Gespräch eingeladen, um die | |
Möglichkeit eines gemeinsamen Kandidaten zu sondieren. | |
Ursprünglich hatten die Piraten mit 14,3 Prozent neun Sitze in der BVV | |
erhalten. Weil zu wenige Kandidaten auf der Liste standen, hätten | |
allerdings ohnehin nur acht Sitze gefüllt werden können. Als drittstärkste | |
Fraktion in der BVV hätte die Partei zusätzlich das Anrecht, einen der vier | |
Stadtratposten im Bezirksamt zu besetzen. Obwohl die Piraten nach dem | |
Abgang von dreien nur noch viertstärkste Fraktion in der BVV sind, würden | |
sie nach wie vor gerne mitreden bei der Besetzung des Stadtratsposten. | |
Schließlich seien sie von vielen BürgerInnen gewählt worden, erklärten die | |
Piratenvertreter aus Friedrichshain-Kreuzberg nach einem Treffen am | |
Montagabend. | |
Grundsätzlich sei die Linkspartei zu Gesprächen bereit, erklärte Knut | |
Mildner-Spindler am Mittwoch der taz. Man wolle sich aber erst einmal | |
innerparteilich besprechen. Laut dem Leiter der Geschäftsstelle der | |
Landeswahlleiterin, Geert Baasen, hängt es am Wohlwollen der Linkspartei, | |
ob sie sich mit den Piraten einigen oder den Posten selbst besetzen möchte. | |
Die Piraten hoffen allerdings, dass sich die Linken auf das Angebot | |
einlassen. | |
Laut Pirat Rheinhardt besteht seine Partei nicht darauf, "dass der Kandidat | |
ein Parteimitglied von uns ist". Er oder sie könne auch von den Linken oder | |
von außerhalb kommen. Wen genau die Piraten sich momentan auf dem Posten | |
vorstellen könnten, wollte Rheinhardt nicht sagen. Generell gebe es mit den | |
Linken "viel zu besprechen" - persönlich seien Piraten und Linke noch nicht | |
aufeinandergetroffen. | |
Auch die Mandatsträger des Abgeordnetenhauses der Piratenpartei haben sich | |
am Montagabend getroffen, um die nächsten Schritte der Fraktion zu | |
besprechen. Diskutiert wurde beispielsweise, welche Form die | |
Fraktionssatzung haben soll, wie die Kandidaten besser koordiniert werden | |
können und welche Möglichkeiten es gibt, Sitzungen live im Internet zu | |
übertragen. Ihrer eigenen Forderung nach mehr Transparenz in politischer | |
Arbeit wurden die Piraten gerecht: Das detaillierte Sitzungsprotokoll ist | |
im Internet als "Piratenpad" nachzulesen. | |
20 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Benjamin Quiring | |
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