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# taz.de -- Kommentar MDR-Intendanz: Eine Klatsche zur rechten Zeit
> Ausgerechnet der MDR-Rundfunkrat hat der Politik gezeigt, was eine Harke
> ist. Die CDU-Medienstrategie hat damit eine veritable Bruchlandung
> hingelegt.
Es war ein guter Tag für den MDR. Doch die Bedeutung der verkorksten
Intendantenwahl von Leipzig geht weit über den gern mal belächelten
ARD-Sender für Mitteldeutschland hinaus. Der MDR-Rundfunkrat hat das getan,
wozu er da ist, er hat im Interesse der Menschen gehandelt, für die der
öffentlich-rechtliche Rundfunk sendet.
Das bedeutet zum einen, keinen fragwürdigen Kandidaten wie Bernd Hilder ins
Amt zu lassen. An dessen Qualifikation, als Regionalzeitungschef eine nicht
ganz kleine, aber dafür durch mehrere Skandale schwer angeschlagene
ARD-Anstalt erfolgreich zu führen, gab es mehr als berechtigte Zweifel. Und
die hat Hilder durch sein Verhalten und seine Geheimniskrämerei der letzten
Zeit - vor der Presse tauchte er ab, für den Rundfunkrat gab es kein
Konzept - noch munter bestärkt. Ein klassisches Eigentor.
Viel wichtiger aber ist: Ausgerechnet der angeblich so politisch
vereinnahmte Rundfunkrat des MDR hat der Politik gezeigt, was eine Harke
ist. Eine solche Klatsche wie das Wahlergebnis von Leipzig hat
Seltenheitswert. Es kommt zur rechten Zeit in einem Jahr, in dem das
Bundesverfassungsgericht auch über mangelnde Staatsferne beim ZDF zu
urteilen hat.
Zudem bedeutet es die Bruchlandung der CDU-Medienpolitik und ihres
Majordomus, des sächsischen Staatskanzleichefs Johannes Beermann. Der zog
beim MDR mit der ihm eigenen medienpolitischen Grobmotorik hinter den
Kulissen die Strippen und meinte, mal eben einen Intendanten küren zu
können. Sein Großprojekt, gleich ARD und ZDF komplett zu reformieren und
sie in der Union genehme Schranken zu verweisen, kann er nun erst mal
vergessen.
Die Öffentlichen-Rechtlichen haben manchen Reformbedarf, vor allem der MDR
braucht einen echten Neuanfang. Je politikferner sie dabei werden, desto
besser. Und der MDR tut jetzt schlicht gut daran, sich Zeit zu nehmen und
in Ruhe nach neuen KandidatInnen zu suchen.
26 Sep 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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