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# taz.de -- Kommentar Straßenbauprojekt Bolivien: Dringende Denkpause für Evo
> Der Mythos Morales als Umweltapostel ist dahin. Gegen den Protest gegen
> ein Straßenbauprojekt ging er mit Polizeigewalt vor - und riskierte die
> Spaltung seiner Basis.
Der Mythos des Evo Morales als Südamerikas führender Umweltapostel ist
dahin. Mit der brutalen Auflösung eines seit Wochen andauernden
Protestmarsches bolivianischer Tieflandindianer hat er ökosozialistischen
Visionen auf dem Subkontinent - und darüber hinaus - einen schweren Schlag
versetzt.
Auslöser ist nicht zufällig ein Straßenprojekt, das vor allem im Interesse
brasilianischer Konzerne, aber auch des einheimischen Agrobusiness liegt.
Es war schon kurios, wie der linke Präsident in seiner Rede an die Nation
mit Dekreten neoliberaler Vorgängerregierungen argumentierte. Und doch ist
er dabei konsequent: Die pragmatischen Teile jener rechten Oligarchie aus
dem Tiefland, die ihn noch vor drei Jahre gewaltsam stürzen wollte, haben
längst ihren Frieden mit der Regierung gemacht. Denn beide,
"sozialistische" Regierung wie Unternehmer, setzten auf Wachstum und den
Export von Rohstoffen, also "Entwicklung" im althergebrachten Sinne. Der
Unterschied liegt darin, dass Morales & Co. den Aufbau einer nationalen
Industrie anstreben, um durch wachsende Staatseinnahmen ihre
Sozialprogramme zu finanzieren.
Entgegen aller Rhetorik strebt der Präsident einen Bruch mit der
kapitalistischen Logik gar nicht an - gegen den mächtigen Nachbarn
Brasilien wäre das auch kaum möglich. Die ständig von ihm und seinem Vize
Álvaro García Linera vorgebrachte Unterstellung, die Straßengegner agierten
im Interesse der Rechten und der US-Botschaft, hatte vor allem
propagandistische Funktion.
In Bolivien geht es jetzt auch um das Recht, überhaupt noch friedlich
demonstrieren können. Mit dem Polizeieinsatz riskierte Morales die Spaltung
seiner Basis. Ob die heftige Reaktion ihn dauerhaft zum Einlenken bringt,
weiß er im Moment wohl nicht mal selbst.
27 Sep 2011
## AUTOREN
Gerhard Dilger
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