# taz.de -- App für "Occupy-Bewegung": Flüstern oder brüllen - immer anonym | |
> Mit der App Vibe ist es möglich, anonym mit Menschen in seiner Umgebung | |
> zu chatten. In New York wird die Technik von der "Occupy Wall | |
> Street"-Bewegung genutzt. | |
Bild: Zweckentfremdet: Vibe. | |
Der Trend in den Social Networks geht zum Klarnamenzwang: Egal ob bei | |
Facebook oder dem aufstrebenden Konkurrenten Google+ – wer seinen "Real | |
Name" nicht angeben möchte, fliegt meist raus. | |
Der neue Handy-Chat-Dienst [1][Vibe] ist anders: Die als iPhone-App | |
gestaltete Technologie setzt von vornherein auf anonyme Kommunikation. Zu | |
den ersten großräumigen Nutzern gehören folgerichtig Mitglieder der "Occupy | |
Wall Street"-Bewegung in New York, die sich mit der Software untereinander | |
abstimmen, ohne fürchten zu müssen, abgehört oder getrackt zu werden. Bei | |
SMS oder Telefonaten wäre das hingegen leicht möglich. | |
Vibe ist kostenlos und dient der Ad-hoc-Vernetzung: Der Nutzer kann selbst | |
festlegen, wer seine Botschaft empfangen kann und wie lange. Dabei macht | |
sich der Service den GPS-Empfänger des iPhone zunutze. So ist einstellbar, | |
wie weit eine Botschaft, die neben Text auch ein Foto oder ein Video sein | |
kann, empfangbar sein soll: "Flüstern" sind 50 Meter, "Sprechen" 500, | |
"Schreien" 50 Kilometer, "Brüllen" 500 Kilometer und "Grölen" die ganze | |
Welt. | |
Praktisch ist auch, dass der Nutzer festlegen kann, wie lang seine | |
Informationen von anderen Vibe-Nutzern lesbar sein sollen - von 15 Minuten | |
über eine Stunde, einen Tag, 14 Tage bis hin zu einem ganzen Monat. So muss | |
man sich keine Sorgen machen, dass später einmal unschön aufstoßende | |
[2][Online-Kommentare] ewig im Netz stehen. | |
## "Livestream für die Gedanken der Menschen" | |
Im Rahmen von "Occupy Wall Street" nutzen die User die Varianten "Flüstern" | |
und "Sprechen", damit die Informationen nur innerhalb der Gruppe lesbar | |
sind. Eine Registrierung ist für Vibe nicht notwendig: Jeder kann sofort | |
schreiben und lesen. Ebenfalls praktisch ist eine Twitter-Anbindung: Wer | |
möchte, kann "Gevibetes" auch twittern. | |
Entwickler Hazem Sayed, der Vibe mittlerweile [3][auch als Android-App | |
anbietet,] freut sich über die vielen neuen Nutzer und war selbst schon in | |
New York, um den Demonstranten die Software zu erklären. Eigentlich hatte | |
er an einer Verwendung an Unis, bei Konzerten, Sportveranstaltungen oder | |
bei Konferenzen gedacht - als anonymer "Back Channel", auf dem jeder seine | |
Meinung sagen kann, ohne Repressalien fürchten zu müssen. | |
Die "Occupy Wall Street"-Aktivisten machen die hinzustoßenden Demonstranten | |
mittlerweile mit Plakaten auf Vibe aufmerksam: "Der Livestream für die | |
Gedanken der Menschen", heißt es darauf. "Bleibt in Verbindung und teilt | |
Eure Erfahrungen mit anderen." | |
Drew Hornbein, der zum Internet-Gremium der New Yorker Aktivisten zählt, | |
findet Vibe gut. "Sagen wir mal, jemand protestiert und andere vorne in der | |
Kette sehen, dass die Cops beginnen, einen Kessel zu bilden. Dann kann man | |
diesen Vibe rausschicken, der nur ein paar Minuten hält", so Hornbein | |
gegenüber der Lokalzeitung New York Daily News. | |
## Es wird nichts gespeichert | |
Die Technik erlaube nicht nur das Senden von Nachrichten in einem kleinen | |
Kreis, sondern Botschaften verschwinden auch wieder. "Es wird nichts | |
gespeichert, so dass der Absender nicht verfolgt werden kann." | |
Für die "Occupy Wall Street"-Aktivisten kommt die Technik gerade zur | |
rechten Zeit. Wie in der letzten Woche bekannt wurde, hat sich ein | |
Sicherheitsexperte in eine der Mailinglisten [4][der Protestler | |
eingeschleust] und dann einige interessante Kommunikationsstränge, | |
beispielsweise über aktuelle Ziele von Demonstrationen, an die Polizei und | |
betroffene Unternehmen weitergeleitet. | |
Wirklich Wichtiges soll allerdings nicht darunter gewesen sein, denn | |
sensible Informationen werden bei den Aktivisten traditionell "Face to | |
Face" übermittelt, wie es in US-Medienberichten hieß. Auch bei Vibe könnten | |
natürlich Polizei und Co. mithören. Durch die Anonymität und die Tatsache, | |
dass Infos gleich wieder verschwinden, stört das die Demonstranten aber | |
nicht. | |
20 Oct 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://itunes.apple.com/de/app/vibe/id433067417?mt=8 | |
[2] /Soziale-Netzwerke-und-Jobs/!80135/ | |
[3] http://zami.com/v | |
[4] http://www.p2pnet.net/story/54246 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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