# taz.de -- Gemeindereform Schleswig-Holstein: Aus 222 mach 87 | |
> Schleswig-Holstein hat seine Ämter fusioniert, an die Gemeinden traut | |
> sich das Land nicht ran. | |
Bild: Haben sich den Schritt hoffentlich gut überlegt: Heiratskandidaten mit Z… | |
RENDSBURG taz | Ellerau und Edelak hießen die Protestnester: In der | |
Gemeinde im Kreis Segeberg gaben 32 CDU-Mitglieder gemeinsam ihre | |
Parteibücher zurück, im Dorf in Dithmarschen löste sich ein kompletter | |
SPD-Ortsverein mit 19 Mitgliedern auf. | |
Hier wie dort protestierten die Lokalpolitiker im Jahr 2006 gegen die | |
Verwaltungsstrukturreform, an der die damalige, schwarz-rote | |
Landesregierung bastelte. Innenminister Ralf Stegner (SPD) wollte auf zwei | |
kommunalen Ebenen ansetzen: Bei den Kreisen, von denen es in | |
Schleswig-Holstein elf gibt; hinzu kommen vier kreisfreie Städte. Und bei | |
den Ämtern, davon gab es damals 222 im Land. | |
Die Debatte um die Kreise wurde nach einem teuren Gutachten-Krieg am Ende | |
politisch beerdigt. Die Ämterfusion aber setzte das Land um: Die | |
Mindestgröße eines Amtes lag fortan bei 8.000 Einwohnern, die bisherigen | |
Ämter erhielten die Chance, sich ihre Fusionspartner selbst zu suchen. Wer | |
besonders schnell war, bekam eine "Hochzeitsprämie" von 250.000 Euro - nach | |
aktuellen Angaben des Innenministeriums gab das Land insgesamt über 17 | |
Millionen Euro aus dem Kommunalen Investitionsfonds (KIF) und aus | |
Landesmitteln aus. | |
Die Fusion bescherte Schleswig-Holstein neue Groß-Ämter mit klingenden | |
Namen wie Sandesneben-Nusse oder Kirchspielslandgemeinde Heider Umland. Lag | |
die Zahl der Ämter nach der Phase der freiwilligen Zusammenschlüsse noch | |
bei 148, sind es heute nur noch 87. Auch Aufgaben übertrug das Land, unter | |
anderem im sozialen Bereich. | |
Dennoch bleibt Schleswig-Holsteins kommunale Struktur kleinteilig. Anders | |
als in den übrigen Bundesländern gab es dort nie eine Reform, in deren Zuge | |
etwa Dörfer zu größeren Samtgemeinden verschmolzen. An die 1.112 Gemeinden | |
im Land traute sich bisher keine Kieler Regierung heran. Das könne nur | |
wagen, sagte die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) einmal, | |
wer politisch nichts mehr wolle. EST | |
25 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
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