# taz.de -- Proteste am Samstag: Angst um Tanzende Türme | |
> Um die Route der geplanten Demonstration "Mietenwahnsinn stoppen" ist ein | |
> Streit entbrannt: Polizei fürchtet um Sicherheit von | |
> Gentrifizierungs-Symbolen . | |
Bild: Früher geräumt, heute von der Polizei beschützt: Die Hafenstraße lieg… | |
Bei der für Samstag geplanten Demonstration "Mietenwahnsinn stoppen" gibt | |
es schon im Vorfeld Ärger mit der Polizei. Die versucht zu unterbinden, | |
dass der Protestmarsch durch St. Pauli Süd zieht. Angeblich könne man die | |
Sicherheit entlang von Gentrifizierungs-Symbolen wie den Tanzenden Türme, | |
dem Astra-Hochhaus und dem Bavaria Quartier nicht garantieren, erfuhr | |
Demo-Anmelder Rolf Weilert, der als Berater beim Miethäuser-Syndikat tätig | |
ist. Selbst der Marsch zu den Hafenstraßen-Häusern als "Beispiel für | |
Vergesellschaftung von Miethäusern" soll tabu sein. | |
"Jedes Farb-Ei, was in Zusammenhang mit Gentrifizierungs-Aktionen geflogen | |
sei, ist aufgelistet worden, um das Verbot zu rechtfertigen", sagt Marc | |
Meyer vom Verein "Mieter helfen Mietern". Dagegen werde jetzt vorm | |
Verwaltungsgericht geklagt. | |
Anlass für die Großdemonstration, zu der das Bündnis "Mietenwahnsinn | |
stoppen - Wohnraum vergesellschaften" des Netzwerkes "Recht auf Stadt" | |
aufruft, ist der Anfang November erwartete neue Mietenspiegel. "Früher war | |
der Mietenspiegel als Schutz für die Mieter gedacht, heute ist er | |
Instrument, die Mieten zu erhöhen", sagt Maarten Thiele vom Bündnis. Gerade | |
die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga/GWG habe in der Vergangenheit | |
gern den Mietenspiegel genutzt, um die Mieten anzuheben, kritisiert Thiele. | |
Der SPD-Senat lasse nicht erkennen, dass er eine Wende in der | |
Wohnungspolitik einleiten wolle, sagt Thiele. "Statt bezahlbaren Wohnraum | |
zu schaffen und die Verdrängung von ärmeren Anwohnern zu stoppen, schiebt | |
der SPD-Senat den Bürgerinitiativen den Schwarzen Peter zu." Eine | |
Mietobergrenze wäre ein erster Schritt, dass Bedürfnis nach bezahlbarem | |
Wohnraum nicht länger dem Profitstreben von Immobilien-Unternehmen | |
unterzuordnen. | |
Wie eine Welt jenseits des Mietenwahnsinns aussehen könnte, zeigten die | |
Aktivisten des Bündnisses in einem Theaterstück. In dem utopischen Szenario | |
hat der Hamburger Senat zur Grundsteinlegung des neuen Stadtteils "Altona | |
Mitte" in das stillgelegte Bundesbahn-Ausbesserungs-Werk geladen. Der Senat | |
hat angekündigt, auf dem Bahnhofs-Areal ein Stück "Stadt für alle" zu | |
verwirklichen. "Die Hansestadt Hamburg stoppt den Mietenwahnsinn" steht auf | |
der Bauträger-Tafel. 5.000 Wohnungen für maximal vier Euro pro | |
Quadratmeter, zehn selbst verwaltete Kulturzentren, zehn Bauwagenplätze und | |
Ausstellungsräume und -ateliers für Künstler sollen entstehen. | |
Die Gebäude würden durch die Mieter selbst verwaltet, kündigt der | |
Senatsvertreter an. "Wir als Stadt haben erkannt, dass wir uns aus der | |
Verwaltung zurückziehen müssen." Auch der Vertreter der Baufirma Hochtief | |
gibt sich erfreut über die "produktive Zusammenarbeit". Nachdem sich die | |
Stadt bei der Elbphilharmonie als "spendabler Geldgeber" gezeigt habe, | |
könne man nun endlich ein "sinnvolles Projekt" durchführen. | |
Während der Zeremonie wird der Mietenspiegel zu Grabe getragen. Der | |
Bezirksamtsleiter von Mitte, Markus Schreiber, der die Obdachlosen | |
vertreiben möchte, wird in eine Zeitkapsel gepackt und auf den Mond | |
geschossen. | |
25 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Mietendemonstration: Tatorte zugänglich machen | |
Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit gilt auch, wenn die Gefahr besteht, | |
dass ein paar Fassaden bekleckert werden könnten. |