# taz.de -- Neuer Demografiebericht Deutschland: Schrumpfen und vergreisen | |
> Bis 2060 werden in Deutschland rund 17 Millionen Menschen weniger leben, | |
> zeigt der Demografiebericht der Bundesregierung. Vor allem der Osten ist | |
> betroffen. | |
Bild: Auch allgemein gibt es in Deutschland mehr ältere als jüngere Menschen. | |
BERLIN taz | Die Weltbevölkerung wächst und wird im Schnitt immer jünger - | |
doch in Deutschland schrumpft und altert die Bevölkerung dramatisch. Das | |
geht aus dem neuen, 252 Seiten starken Demografiebericht hervor, den | |
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Mittwoch dem Kabinett vorgelegt | |
hat. Er bildet das Fundament für eine Demografiestrategie, die die | |
Bundesregierung im Frühjahr 2012 vorstellen will. | |
In Deutschland wird die Einwohnerzahl bis 2060 um rund ein Fünftel | |
zurückgehen - von heute 81,7 auf 65 Millionen. Die Zahl der erwerbsfähigen | |
Personen im Alter zwischen 20 und 64 wird dabei bis 2030 um 6,3 Millionen | |
schrumpfen. | |
Das hat Folgen für alle Lebensbereiche: die gesellschaftliche | |
Wertschöpfung, die Finanzierung der Sozialsysteme, die Versorgung mit | |
Infrastruktur, Gesundheitsleistungen oder Bildung. | |
Den größten Strukturwandel muss dabei der Osten verkraften, der bereits in | |
den letzten Jahren durch die Abwanderung gut qualifizierter Arbeitskräfte | |
gen Westen geprägt wurde. Während im Bundesdurchschnitt eine Schrumpfung | |
von bis zu 20 Prozent erwartet wird, sollen sich die Einwohnerzahlen in | |
Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern um 42, 41 und 36 | |
Prozent verkleinern. | |
Die Gründe für das Schrumpfen Deutschlands liegen vor allem in der | |
anhaltend niedrigen Geburtenrate von durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau | |
(2,1 Kinder wären nötig, um die Elterngeneration zu ersetzen) und niedrigen | |
Zuwanderungsraten: So verließen 2008 und 2009 mehr Menschen Deutschland, | |
als hierher kamen. | |
Erst 2010 gab es wieder ein Plus von 128.000 Zuwanderungen. Es müssten aber | |
mindestens 200.000 sein, um die Bevölkerungszahl in Deutschland nicht noch | |
stärker einbrechen zu lassen, als es die Forscher derzeit voraussagen. | |
## Chance zur Modernisierung | |
Die niedrige Geburtenrate und die stetig steigende Lebenserwartung führen | |
auch dazu, dass die Gesellschaft immer älter wird: Bis 2060 wird mehr als | |
jeder Dritte über 65 Jahre alt sein. Derzeit ist es jeder Fünfte. | |
Auch hier werden vor allem Ostdeutschland, und dort die ländlich-peripheren | |
Regionen, sowie Berlin einen großen Wandel erleben. Wie die | |
Bertelsmann-Stiftung berechnet hat, wird die Zahl der über 80-Jährigen im | |
Bundesdurchschnitt um rund 60 Prozent anwachsen. In Brandenburg seien es | |
jedoch 93 Prozent, in Berlin 92 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern über | |
80 Prozent, schreibt die Stiftung. | |
Bundesinnenminister Friedrich bezeichnete am Mittwoch die Gestaltung des | |
demografischen Wandels als "eine der großen Zukunftsaufgaben": "Wir sind | |
gefordert, unser gesellschaftliches Fundament umzubauen." Der Wandel sei | |
jedoch auch eine Chance zur Modernisierung des Landes. | |
27 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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