Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar CDU und Mindestlohn: Die Zeichen der Zeit
> Seit Jahren spricht sich eine übergroße Mehrheit der Bundesbürger für
> einen Mindestlohn aus. Doch für den Wirtschaftsflügel der CDU ist er
> immer noch undenkbar.
Die CDU steht vor einer bedeutenden Kehrtwende. Nach dem Atomausstieg will
die Partei ein weiteres lang gehegtes Tabu über Bord werfen und einen
allgemeinen Mindestlohn einführen. Zumindest nähert sie sich dieser Idee
mit großen Schritten an.
Die Union hat begriffen, dass es höchste Zeit ist umzudenken, will sie
gesellschaftspolitisch nicht im Abseits landen. Es ist nicht nur die Sorge,
dass der ausufernde Niedriglohnsektor die finanzielle Stabilität der
Sozialsysteme untergräbt, der die Partei zur Kehrtwende zwingt.
Es sind vor allem die Alltagserfahrungen auch an der CDU-Basis, die das
Teufelswerkzeug Mindestlohn plötzlich annehmbar erscheinen lassen. Denn bis
hinein in den eigenen Familien- oder Freundeskreis sind die Erfahrungen mit
Dumpinglöhnen, Leiharbeit oder befristeten Arbeitsverhältnissen gesickert.
Wer damit konfrontiert wird, dass die eigenen Kinder oder die Kinder von
Freunden trotz guter Ausbildung noch lange nach dem 30. Lebensjahr von den
Eltern immer wieder subventioniert werden müssen, unter anderem weil der
Vollzeitlohn zum Leben nicht reicht, der beginnt die Welt mit anderen Augen
zu sehen.
Seit Jahren schon spricht sich eine übergroße Mehrheit der Bundesbürger,
wohlgemerkt auch Besserverdiener, für eine allgemeine Lohnuntergrenze aus.
Die große Frage ist nun: Was macht die CDU daraus? Ringt sie sich zu einem
Konzept durch, das Dumpinglöhne wirklich flächendeckend verhindert? Oder
doktert sie nur ein bisschen an den Symptomen herum und gibt dem starken
Wirtschaftsflügel der Partei klein bei? Denn für den ist ein einziger,
flächendeckender Mindestlohn, den die Politik festlegt, immer noch
Teufelszeug.
30 Oct 2011
## AUTOREN
Eva Völpel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte CDU: Eine historische Leistung
Die erfolgreichste Volkspartei der Bundesrepublik verliert an Bindekraft.
Trotzdem wird in absehbarer Zeit keine Partei rechts von der CDU entstehen.
Koalitionsverhandlungen: CDU pfeift auf Mindestlohn
Gilt auch für die "Bürgerarbeiter" eine Lohnuntergrenze? Mag sein, sagt die
SPD. Nicht so wichtig, die CDU - die im Bund mit Mindestlohn punkten will.
Kommentar CDU und Mindestlohn: Die Kanzlerin entdeckt die Basis
Die Merkelsche CDU präsentiert sich mittig, irgendwie grün und jetzt eben
auch sozial. Also - wenn man von der FDP mal absieht - anschlussfähig für
alle Seiten.
Mindestlohn in Europa: Unterkante 71 Cent
Deutschland ist mit seiner Ablehnung eines Mindestlohns in Europa
Außenseiter. Die meisten EU-Länder besitzen einen Mindestlohn. Er reicht
von 10 Euro bis 71 Cent.
Mindestlohn-Debatte in der CDU: Viel Streit um Wenig
Noch vor dem Parteitag sollen zwei Vertreter des Arbeitnehmer- und
Wirtschaftsflügels einen Kompromiss finden. Die Opposition sieht die Idee
an der FDP scheitern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.