# taz.de -- PARTEITAG: Linke demonstriert geschlossen | |
> Die neuen Sprecher der Linken sind die alten: Christoph Spehr und | |
> Cornelia Barth wurden mit knapper Mehrheit wiedergewählt. Gleich zwei | |
> Grundsatzpapiere wurden beschlossen. | |
Bild: Linke wählt alte Bremer Parteiführung mit knapper Mehrheit neu: Corneli… | |
Nach außen wieder Einigkeit auszustrahlen, das war das vorherrschende | |
Interesse auf dem 9. Landesparteitag der Bremer Linkspartei. Am Wochenende | |
kamen dazu 68 Delegierte ins Bürgerzentrum Neue Vahr. Zumindest die | |
politische Generaldebatte verlief auffallend friedlich. Die tiefen Gräben | |
innerhalb der Partei blieben am Wochenende dennoch sichtbar. | |
"Harmonisierung" formulierte denn auch Christoph Spehr als eins seiner | |
Ziele, bevor er und Cornelia Barth als LandesprecherInnen wiedergewählt | |
wurden. Barth war ohne Gegenkandidatin, Spehr gewann eine Stichwahl gegen | |
Harald Gatermann, der später als neuer stellvertretender Landessprecher | |
gewählt wurde. | |
Auch Birgit Menz wurde als Schatzmeisterin erneut gewählt. Dabei hatte sie | |
zuvor über ein Minus von 30.000 Euro in der Parteikasse berichtet. Im | |
Wahlkampf hätte es statt zwei gleich vier Großveranstaltungen gegeben, die | |
mehr Kosten verursacht hätten. Eigentlich hätte über einen Nachhaushalt | |
abgestimmt werden müssen. Ein Darlehen der Bundespartei über 20.000 Euro | |
aber soll nun helfen. | |
Richtig gestritten wurde, als Finanzrevisor Leo Schmitt dem Landesvorstand | |
vorwarf, die Geschäfte nicht korrekt geführt zu haben. 200 der 600 | |
Parteimitglieder hätten ihre Beiträge schon länger nicht mehr bezahlt, der | |
Landesvorstand habe dies trotz Verpflichtung nicht korrekt überprüft. | |
Dadurch seien Einnahmen verloren gegangen. Auch Parteieintritte seien nicht | |
satzungsgemäß verlaufen. Bei der Aufstellung der KandidatInnen für die | |
Bürgerschaftswahl seien Mitglieder anwesend gewesen, "die in den | |
Kreisverbänden niemand kannte", so Schmitt. Bei der Aufstellung der | |
KandidatInnen soll es zu Absprachen über das Stimmverhalten gekommen sein. | |
Es folgte eine Debatte persönlicher Anschuldigungen. Gegen Schmitts | |
Empfehlung entschied sich die Mehrheit der Delegierten dennoch, den | |
Vorstand zu entlasten. | |
Den Delegierten war der parteiinterne Zwist anscheinend so leid, dass sie | |
zwischen zwei Grundsatzpapieren nicht wählen wollten. Der Landesvorstand | |
und der Abgeordnete Peter Erlanson hatten je eines vorgelegt. Beide Papiere | |
wurden angenommen und geben die politische Richtung der nächsten zwei Jahre | |
vor. Als einzige Partei stelle die Linke den Kapitalismus grundsätzlich in | |
Frage und biete daher die Antwort auf die aktuelle Krise, heißt es im | |
Papier des Landesvorstands. In Bremen müsse sich eine Bewegung formieren, | |
die auf die Schuldenforderungen nicht mehr eingehe. Der rot-grüne Senat | |
betreibe unsoziale Kürzungspolitik, eine Koalition sei mit den Parteien | |
ausgeschlossen. Leitbegriff der Linken bleibe dagegen die "Soziale | |
Gerechtigkeit". | |
Für das schlechte Ergebnis der Bürgerschaftswahl, bei dem nur 114 Kreuze | |
den Fraktionsstatus sicherten, machte der Landesvorstand die "unzureichende | |
Geschlossenheit" verantwortlich. "Die Diskussion muss in unserer Partei | |
stattfinden und darf nicht in den bürgerlichen Medien ausgetragen werden", | |
heißt es im Richtungspapier des Landesvorstandes, und auch Erlansons | |
Manifest erinnert: "Der Feind ist nicht die eigene GenossIn." | |
30 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
Jean-Philipp Baeck | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
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