| # taz.de -- Bundeswehr-Abzug in Schleswig-Holstein: Weiden und Feuerwerkskörper | |
| > Die schleswig-holsteinische Landesregierung legt den "Aktionsplan | |
| > Konversion" vor und will dazu Geld bereitstellen. Katastrophenschutz | |
| > bleibt ungeklärt. | |
| Bild: Die Armee ist längst abgezogen: In der Rendsburger Eiderkaserne sollen 1… | |
| KIEL taz | Gutachten gehen auf jeden Fall. Diese Botschaft hatte | |
| Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) für die 16 Orte | |
| im Land, die mehr oder weniger heftig von der Truppenreduzierung der | |
| Bundeswehr betroffen sind. Acht Standorte werden geschlossen, in den | |
| weiteren werden teilweise im großen Umfang Dienstposten abgebaut und | |
| Personal abgezogen. | |
| Gerade in den strukturschwachen Regionen, an der Nordsee ebenso wie in den | |
| Ostseegemeinden, ist die Angst groß, dass noch weit mehr Arbeitsplätze vom | |
| Abmarsch der Truppen betroffen sind. Und die Flächen, auf denen bislang | |
| Kasernen standen oder Panzer rollten, müssen umgenutzt werden. Am Dienstag | |
| legte die Kieler Landesregierung einen "Aktionsplan Konversion" vor, um den | |
| betroffenen Gemeinden zu helfen. | |
| Dazu will die schwarz-gelbe Regierung Geld in die Hand nehmen - allerdings | |
| "ist es nicht so, dass etwas auf der hohen Kante liegt", dämpfte de Jager | |
| mögliche Hoffnungen. "Zukunftsprogramm Wirtschaft" heißt der Topf, aus dem | |
| das Land schon bisher die Umnutzung, also die Konversion, unterstützte. | |
| Denn, das betonte der Minister: "Die Entscheidung ist bitter, aber wir | |
| haben eine entsprechende Situation schon gemeistert." Auch bei bisherigen | |
| Reduzierungen verlor Schleswig-Holstein, das Land mit den meisten Soldaten | |
| pro Einwohnern, Standorte. | |
| Seit 2000 gab das Land für Konversion rund 635 Millionen Euro aus. Das Geld | |
| stammt aus dem Strukturfonds der EU (EFRE) und aus Bund-Länder-Mitteln. Das | |
| jetzige Programm läuft noch bis 2013. Details des Nachfolgeprogramms stehen | |
| noch nicht fest, sagte de Jager - daher sei "Verwaltungskunst" gefragt, um | |
| zu raten, was die EU ab 2014 fördern wird. Wie viel bis 2013 im Topf ist, | |
| konnte der Minister nicht genau sagen. Genauer betrachtet gar nichts, denn | |
| "für jede Summe gibt es bereits Projekte". Die aber müssten zurückstehen, | |
| wenn Geld für Konversion gebraucht wird. | |
| Auch von der Bundesregierung wünscht sich das Land Unterstützung. Neben der | |
| Hoffnung auf ein Bundes-Hilfsprogramm - das unwahrscheinlich ist - hofft | |
| Kiel darauf, dass das Bundesverteidigungsministerium Investoren beim Kauf | |
| von Grundstücken entgegenkommt. "Teilweise standen Summen im Raum, die es | |
| nicht leichter machten", sagte de Jager. Allerdings darf der Bund nicht | |
| deutlich unter Wert verkaufen - der Rechnungshof würde dem widersprechen. | |
| Sorgen macht sich die Landesregierung auch um den Katastrophenschutz, etwa | |
| bei Sturmfluten. Ob Freiwillige in den Feuerwehren und aus dem | |
| Bundesfreiwilligendienst die Lücke schließen können, steht dahin. | |
| Dennoch sieht de Jager den Abzug durchaus als Chance und präsentierte dafür | |
| eine Liste von Orten, in denen der zivile Wandel geklappt hat. Klar sei | |
| aber, dass Konversion Zeit braucht: "Es ist nicht so, dass die Bundeswehr | |
| abzieht, und am nächsten Tag rücken Bautrupps an." | |
| Nicht alle Flächen eignen sich für eine neue Bebauung. In einigen Fällen | |
| sei eine "naturnahe Nutzung" sinnvoll. So weiden auf einem ehemaligen | |
| Truppenübungsplatz Rinder und Pferde. In Löwenstedt in Nordfriesland wird | |
| dagegen ein ehemaliges Munitionsdepot auch unter ziviler Herrschaft | |
| weiterhin ähnlich genutzt: Die "Panda International Group" aus Hongkong | |
| lagert dort Feuerwerkskörper. | |
| 1 Nov 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Geisslinger | |
| ## TAGS | |
| Konversion | |
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