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# taz.de -- Abgedrehte Science Fiction: Helden von Kosmos
> Abheben zu neuen Abenteuern im Weltall: Bei ZDF neo wird die zweite
> Staffel von "Ijon Tichy: Raumpilot" gezündet. Was billig aussieht, war
> ganz schön teuer.
Bild: Diesen Edeltrash lässt sich ZDF neo einiges kosten: "Ijon Tichy"
Ein waberndes schwarzes Loch, das aus einem faulen Ei entweicht, oder ein
Planet, auf dem zum Leben erwachte Möbel die Macht an sich gerissen haben.
Das klingt ziemlich abgedreht - und das ist es auch! Mit der zweiten
Staffel der Science-Fiction-Satire "Ijon Tichy: Raumpilot" setzt der Sender
das erfolgreiche Format von 2007 fort.
In der Serie erlebt Hauptdarsteller und Regisseur Oliver Jahn als "Ijon
Tichy" jede Menge Abenteuer im Weltall. Begleitet wird der selbsternannte
"Held von Kosmos" dabei von seiner Assistentin, der "analogen Halluzinelle"
(Nora Tschirner). Die beiden fliegen in einer Drei-Zimmer-Rakete durchs All
- vorbei am Eierplaneten Eggman oder dem Sternbild der Dürre. Ein kleines
pelziges Wesen namens Mel lässt das ungleiche Paar in der Fortsetzung zu
einer kleinen Familie zusammenwachsen. Gemeinsam kämpfen sie gegen die
revoltierenden Möbelstücke oder teleportieren sich mithilfe ihrer Dusche
durchs Universum.
Die Geschichte ist frei nach den "Sterntagebüchern" des polnischen Autors
Stanislaw Lem erzählt. "Wir haben uns von diesem Geist inspirieren lassen",
sagt Oliver Jahn. Auch im Buch lande Tichy auf dem Möbelplaneten. "Die
restliche Geschichte ist aber größtenteils von uns entwickelt." Kulisse und
Darsteller wirken sehr trashig, ohne es zu sein - der improvisierte
Charakter ist lange überlegt, pure Absicht.
Das Projekt, entstanden aus zwei Kurzfilmen Jahns als Regiestudent an der
Deutschen Film- und Fernsehakademie, wurde zunächst in seiner Berliner
Wohnung gedreht. "Die war aber nach der ersten Staffel so demoliert, dass
ich ausgezogen bin", sagt Jahn. Die neue Wohnung entstand im Studio.
"Ijon Tichy" gewann den Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises und
schnitt auch in der Quote gut ab. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag der
Marktanteil in der Spitze bei 11,7 Prozent - bis zu einer Million Zuschauer
schalteten am späten Abend ein.
## Komplexere Geschichten erzählen
Nora Tschirner hatte das Angebot für die erste Staffel sofort neugierig
gemacht: "Man hat gemerkt, dass das Leute sind, die cool finden, was sie da
machen." Nach einem Casting in Jahns Wohnung waren die Filmemacher von der
Besetzung begeistert. "Sie brachte genau das mit, was die Halluzinelle
ausmacht", sagt Jahn.
Gemeinsam haben sie den Charakter der Halluzinelle entwickelt, ein
Hologramm im knappen roten Kleid. Tschirner selbst bezeichnet sie als
"Mischung aus Dramaqueen, Hippie und Spießer". Nach den ersten Folgen hätte
sie sofort Lust auf eine zweite Staffel bekommen.
Die Produktionszeit betrug drei Jahre - jeweils ein Jahr für Skript, Dreh
und die Postproduktion. Die Fortsetzung kostete etwa 2 Millionen Euro. Eine
typische ZDF-Serie hat fünf bis sieben Drehtage pro Folge - knapp 100
Drehtage waren es für die acht neuen Folgen von "Ijon Tichy". Und durch
zusätzliche 10 Minuten könne man komplexere Geschichten erzählen, so Jahn:
"In der ersten Staffel hatten wir 15 Minuten und mussten inhaltlich
ordentlich durchrocken."
Im Hauptprogramm läuft die Serie Ende November erst nach Mitternacht.
ZDF-Redakteur Alexander Bickel ist mit dem Sendeplatz nach dem
"Montagskino" aber sehr zufrieden. "Zu dieser Zeit besteht eine gute
Chance, auch viele junge Zuschauer vor dem Fernseher zu haben", sagt er.
Die Sendung sei kompromisslos darin, die Schnittfläche zwischen dem
Populären und dem Besonderen ausfindig zu machen - das sei
öffentlich-rechtlich. "Die Serie zeigt, dass man es sich zu leicht macht,
wenn man dem ZDF ein jugendliches Image einfach abspricht", sagt er.
Die beiden Hauptdarsteller sind immer noch so begeistert von dem Projekt,
dass sie gern einen Ijon-Tichy-Kinofilm drehen würden. Das steht aber noch
in den Sternen.
Ijon Tichy: Heute, 20.15 Uhr, ZDF neo
4 Nov 2011
## AUTOREN
Frank Seibert
## TAGS
Science-Fiction
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