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# taz.de -- Innenstadt-Verbot für Demo: Für Fakten auf der Straße gesorgt
> Die Demonstration für den Erhalt des Bauwagenplatzes Zomia am Samstag
> wird vorzeitig abgebrochen. Die Polizei erlässt kurzfristig ein
> Innenstadt-Verbot.
Bild: Zwischen Polizisten: Teilnehmer der Zomia-Demonstration.
Der Marsch war flott und zügig, aber kurz: Nach nur etwas mehr als einem
Kilometer endete die Demonstration gegen die angekündigte Räumung des
Wilhelmsburger Bauwagenplatzes Zomia mit rund 2.000 Teilnehmern vor dem
Gängeviertel. Polizisten stellten sich am Vatentinskamp der von einem
Polizeispalier begleiteten Menge entgegen und verfügten eine Routenänderung
herum um die City über die Lombardsbrücke zum Bezirksamt Mitte.
Die Demonstrationsleitung löste daraufhin den Protestmarsch frühzeitig auf.
Dieser hatte unter dem Motto "Wir ziehen das jetzt durch - Zomia bleibt"
gestanden. Sieben Demonstranten wurden in Gewahrsam genommen und ebenso
viele Polizisten verletzt.
Der Bauwagendemo war nach dem Abpfiff des Zweitligaspiels zwischen dem FC
St. Pauli und Greuther Fürth am Millerntorstadion gestartet. Begleitet
wurden die Teilnehmer mit fast 20 Bauwägen - darunter ein
Oldtimer-Wasserwerfer - von ebenso vielen Polizisten aus Hamburg,
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und der Bundespolizei.
Von Anfang an befand sich das Gros der Demonstranten - wenngleich zunächst
mit Abstand - in einem Polizeispalier, das sich in der Nähe der Laeiszhalle
mehr und mehr verengte - vor den Gerichten flogen vereinzelnd Böller und
Flaschen.
Polizeiführer Hartmut Dudde bat danach die Demoleitung, das Tempo des
Marsches zu drosseln, um den PKW-Verkehr rechtzeitig aus dem City-Bereich
ableiten zu können. Tatsächlich aber zogen die Polizeieinheiten auf, um die
Demo aus dem Innenstadt-Bereich herauszuhalten, obwohl die Polizei zuvor
die Demoroute über den Jungfernstieg und Mönckebergstraße nicht beanstandet
hatte. "Das ist ein klarer Fall für das Verwaltungsgericht", sagte noch vor
Ort die Verwaltungsrechtlerin Ingrid Witte-Rhode.
Als die Demo für aufgelöst erklärt worden war, ging alles ganz fix. Über
Lautsprecher wurden die Teilnehmer des "ehemaligen Demonstrationszuges"
aufgefordert, die Straße zu verlassen, was wegen der Einkesselung vielfach
unmöglich war. Um den Lautsprecherwagen gab es Rangeleien, wobei auch der
Radioreporter des Freien Sender Kombinats, Werner Pomrehn, zu Boden
gebracht wurde. Erst langsam verließen die Demonstrierenden den Platz.
"Die plötzliche Routen-Veränderung ist für mich nicht nachvollziehbar, es
lief alles geordnet ab", schimpft die innenpolitische Sprecherin der GAL,
Antje Möller. Ebenfalls entsetzt ist die innenpolitische Sprecherin der
Linken, Christiane Schneider: "Die Polizei hat das Versammlungsrecht mit
Füßen getreten", sagt Schneider, "ich hoffe, dass es ein gerichtliches
Nachspiel hat". Schneider und Möller wollen die Vorgänge zum Gegenstand
einer Innenausschussitzung machen.
6 Nov 2011
## AUTOREN
Kai von Appen
Lena Kaiser
Annika Stenzel
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