# taz.de -- Streit um Moscheebau zu Köln: Vier Kuppeln bilden ein Kreuz | |
> Anforderungen aus dem Verein der türkisch-islamischen Union trieben die | |
> Kosten für den Moscheebau zu Köln in die Höhe. Der befürchtete | |
> christliche Symbolik im Kuppelbau. | |
Bild: Der Streit will kein Ende nehmen: Der Moscheebau in Köln. | |
KÖLN taz | Im Streit um den Bau der Kölner Zentralmoschee hofft der | |
überraschend gekündigte Architekt Paul Böhm auf eine Vermittlung des am | |
Donnerstag tagenden Moscheebaubeirats. Er habe "nach wie vor den Ehrgeiz, | |
dieses Haus bis zur Fertigstellung zu begleiten", sagte Böhm am Mittwoch in | |
Köln. | |
Falls die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion [1][(Ditib)] | |
an ihrem Konfrontationskurs festhalte, drohten jahrelange | |
Rechtsstreitigkeiten. "Es ist zu befürchten, dass beide Seiten beschädigt | |
werden und die Fertigstellung des Moscheebaus in Gefahr gebracht wird", | |
warnte Böhm. Die Ditib ist ein deutscher Verein, der allerdings der | |
Kontrolle des staatlichen Präsidiums für Religionsangelegenheiten der | |
Türkei unterliegt, der ihn 1985 gegründet hat. | |
Entschieden wehrten sich Böhm und der Projektleiter seines | |
Architekturbüros, Martin Amme, gegen den Vorwurf, für zahlreiche Baumängel | |
verantwortlich zu sein. Das vom neuen Ditib-Vorstand beauftragte | |
Gutachterbüro habe vielmehr auf die Auflösung der Zusammenarbeit | |
hingearbeitet. | |
Obwohl die entsprechenden Baumaßnahmen noch nicht fertiggestellt und | |
abgenommen seien, habe der Gutachter eine fragwürdige Mängelliste erstellt. | |
Projektleiter Amme wertete dieses Vorgehen als "bewusstes Aufblähen, um | |
Konfliktpotenzial zu erhöhen". | |
Die bemängelten Kostensteigerungen hingen vor allem mit fortlaufenden | |
Umplanungen zusammen. Statt der ursprünglich berechneten Gesamtkosten von | |
28,7 Millionen Euro sei Ditib bereits selbst zum Baubeginn 2009 von 32 | |
Millionen Euro ausgegangen. Aktuell betrage der Kostenstand 38,1 Millionen | |
Euro. | |
Als einer der Gründe für den Anstieg benannte Amme die Gestaltung der | |
Moscheekuppel. Im Ursprungsentwurf bestand sie noch aus drei Schalen. Doch | |
befürchtete Ditib eine "christliche Symbolik": die "Heilige | |
Dreifaltigkeit". Der Bau hatte schon begonnen, da gab es laut Amme "aus | |
Ankara" die Forderung nach einer erneuten Änderung: Die nunmehr vier | |
Schalen sähen von oben betrachtet wie ein Kreuz aus. Erneut wurde | |
umgeplant. | |
Die Darstellung Ammes bestätigen Dokumente, die die taz einsehen konnte. | |
"Die Umplanung bzgl. der ,Entschärfung' vermutlicher Symbolik ist ein | |
Auftrag", heißt es in einem Schreiben der Ditib vom Oktober 2009. Eine | |
Diskussion über ein christliches Zeichen gefährde das Projekt. | |
"Letztlich müsste dann ein Sachverständiger entscheiden." Dies würde "zu | |
einem Baustopp mit ungewissem Ausgang führen". Die Kosten für die Umplanung | |
würde Ditib zusätzlich honorieren. Inzwischen besteht die Kuppel nur noch | |
aus zwei Schalen. | |
9 Nov 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Ditib | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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