# taz.de -- Skype-Gründer trifft Berliner Startups: Startkapital für Gründer… | |
> In Berlin werden so viele Internet-Unternehmen gegründet wie in keiner | |
> anderen deutschen Stadt. Internationale Investoren, wie Skype-Gründer | |
> Zennström, haben die Szene fest im Blick. | |
Bild: Für sichtbares Potenzial soll es auch Geld geben. | |
BERLIN dpa | Geld und gute Ideen treffen sich auf einer Cocktail-Party: | |
Wenn Skype-Gründer Niklas Zennström in dieser Woche nach Berlin kommt, hat | |
seine Risikokapitalfirma Atomico Vertreter von 40 jungen | |
Internet-Unternehmen eingeladen. Mit sechs von ihnen sind eingehendere | |
Gespräche geplant. "Wir analysieren, welches Unternehmen das Potenzial | |
bietet, zu einem großen Geschäft zu werden", erklärt Zennström. "Wir | |
investieren dort, wo dieses Potenzial sichtbar ist." | |
Nie sei es so leicht gewesen, eine eigene Firma zu starten wie jetzt, sagt | |
Zennström und erinnert sich an seine eigenen Erfahrungen: "Als ich | |
versuchte, Geld für Skype zu bekommen, hat das ein Jahr lang gedauert." | |
Heute aber sei es nicht mehr nötig, viel Geld für eigene Hardware oder | |
aufwendige Datenbanksoftware auszugeben. "Mit den verfügbaren Diensten aus | |
der Cloud geht das viel effizienter und kostengünstiger." | |
Vor ein paar Jahren habe man noch zwei oder drei Millionen Euro für ein | |
Startup gebraucht. Inzwischen reichten dafür schon einige hunderttausend | |
Euro. "Heute ein Unternehmen zu starten, erfordert viel weniger Kapital als | |
früher. Das hilft auch uns als Investoren." | |
Neben dem Cloud Computing mit Angeboten etwa für die Speicherung und | |
Bereitstellung von Daten helfen auch die Sozialen Netzwerke: Damit werde es | |
möglich, eine neue Geschäftsidee sehr schnell zu verbreiten und viele | |
Nutzer für das eigene Angebot zu gewinnen, sagt Zennström. "Und drittens | |
bietet die wachsende Verbreitung von Smartphones und dem mobilen Internet | |
eine riesige Chance, innovative Angebote zu entwickeln." | |
## In Berlin ist alles "ein bisschen anders" | |
Was ist das Besondere an der Berliner Startup-Szene? "Berlin ist eine coole | |
Stadt zum Leben", antwortet Zennström, "und alles ist ein bisschen anders." | |
Es gebe dort eine lebendige Community von jungen Internet-Unternehmen. | |
Zusätzliche Impulse gebe die Technische Universität, die Studenten dabei | |
unterstütze, ein eigenes Unternehmen zu gründen". | |
Dort hält Zennström am Mittwoch einen Vortrag und hofft, "einige Studenten | |
überzeugen zu können, ein Startup zu gründen". Die TU hat den Investor | |
eingeladen zu ihrem Informationstag unter dem Motto "Unternehmen gründen - | |
entdecke Dein Potential". | |
Den Studenten die Perspektive einer eigenen Firmengründung zu eröffnen, sei | |
auch deswegen wichtig, um Berlins Wirtschaft zu stärken, Erfindungen aus | |
der Forschung schnell in den Markt zu bringen und Arbeitsplätze zu | |
schaffen, sagt TU-Sprecherin Stefanie Terp. Die TU befragte im vergangenen | |
Jahr 500 Gründer, die vor ihrem Startup als Studenten oder | |
wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU Berlin waren. Ihre Firmen | |
beschäftigen 14.000 Mitarbeiter und erzielten einen Umsatz von mehr als 760 | |
Millionen Euro. | |
"Wir verstehen uns nicht nur als Teil des wissenschaftlichen Standorts, | |
sondern auch als Teil des Wirtschaftsstandorts Berlin", sagt Terp. Das an | |
der TU im Jahr 2010 eingerichtete Zentrum für Entrepreneurship berät nach | |
ihren Angaben jährlich rund 500 Studenten und betreut pro Jahr mehr als 40 | |
Startup-Vorhaben. | |
Wieviel Geld der Investor in Berlin anfassen will, verrät Zennström nicht - | |
insgesamt gibt es zurzeit bei Atomico einen Topf mit 165 Millionen Dollar. | |
Aber "wir hoffen, in Berlin ein paar gute Investitionen zu tätigen. Mit | |
einigen sind wir schon im Gespräch." Atomico unterstützt sowohl Firmen, die | |
ganz am Anfang stehen, als auch bereits etablierte Unternehmen wie den | |
finnischen Computerspielentwickler Rovio, der mit seinen "Angry Birds" | |
weltweite Erfolge feiert. Bei Investitionen in einer sehr frühen Phase hat | |
Zennström einen langen Atem: "Es ist immer sehr schwer, genau | |
vorherzusagen, wann ein Unternehmen Gewinne abwerfen könnte. Wir haben da | |
einen Investitionshorizont von etwa fünf bis zehn Jahren." | |
Die Berliner Startup-Szene lieferte sich zuletzt einen intensiv geführten | |
Streit über "Copycats", also Nachahmungen bereits erfolgreicher | |
Internet-Angebote im Unterschied zu Projekten mit völlig neuen Ideen, die | |
sonst noch niemand entwickelt hat. "Diese Debatte ist ein bisschen | |
snobistisch und akademisch", sagt Zennström. "Beide Modelle können | |
funktionieren. Schließlich hat Facebook das Soziale Netzwerk auch nicht | |
erfunden, aber auf ein ganz neues Niveau gehoben." | |
14 Nov 2011 | |
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