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# taz.de -- Turbine-Trainer über die Dreierkette: "Das ist nur eine Modeersche…
> Man muss beim Fußball variabel bleiben, mit Dreier-, Vierer- und
> Fünferketten, sagt Turbine-Coach Bernd Schröder zum letzten taktischen
> Schrei auf dem Fußballplatz.
Bild: Trainer Bernd Schröder am Spielrand mit Turbine-Spielerin Tabea Kemme.
taz: Herr Schröder, sind Sie ein Visionär?
Bernd Schröder: Nein, ich habe nur bestimmte Erfahrungen. Und Visionen sind
nicht immer von Erfolg gekrönt. Aber warum fragen Sie?
Die defensive Dreierkette, ein Markenzeichen von Turbine Potsdam, sieht man
neuerdings auch bei Barça oder im deutschen Nationalteam.
Das freut mich. Aber alles hängt von den Spielertypen ab. Man braucht gute
Defensivkräfte. Und gute Mittelfeldspieler. Wenn sich die Dreierkette in
der Mitte zusammenschiebt, wird sie durch Mittelfeldspieler gern mal zur
Fünferkette. Wir in Potsdam kommen mit der Dreierkette besser zurecht als
mit dem herkömmlichen 4-2-3-1-System. Das ist ein sehr starres System.
Jahrelang wurden Teams mit Dreierkette belächelt, jetzt ändert sich das
radikal. Warum?
Pep Guardiola, der Trainer von Barcelona, gibt den Takt vor. Die verändern
ja sogar im Spiel ihr System. Das ist die Zukunft. Dieses 4-2-3-1 wird zu
dogmatisch umgesetzt, außerdem hat sich doch jeder Gegner auf dieses System
eingestellt. Es gibt zig Regalmeter Literatur darüber. Ich weiß nicht, ob
der Zuschauer nur sehen will, wie sich Teams mit diesem System gegenseitig
neutralisieren. Ich finde, man muss variabler Fußball spielen, mit Dreier-,
Vierer- und Fünferkette hinten. Je nach Situation.
Mit einer Dreierkette wird das Spiel also besser?
Ja, aber man sollte dann auch mit drei Stürmern spielen. Im Nationalteam
waren es gegen die Ukraine ja nur 1,5. Und im Mittelfeld waren durch das
Überangebot an Spielern die Verantwortlichkeiten nicht klar. Je mehr
Spieler ich in der Fläche habe, desto unklarer ist die Abstimmung.
In der Fläche?
Auf einer Linie, meine ich damit. Man hat nicht gestaffelt gestanden.
Aber wenn die Dreierkette gestaffelt steht, dann hätten wir ja einen
Libero.
Nein, es geht um die Staffelung im Mittelfeld. Heutzutage geht es im
Fußball doch darum, unberechenbar zu sein und Überraschungseffekte
einzustreuen. Man muss kreativer sein, gerade dann, wenn der Gegner per
Videoanalyse fast jede Passfolge kennt.
Ist die Dreierkette eine kurzlebige Modeerscheinung?
Glaube ich schon, denn wir haben nicht die Qualität der Defensivspieler,
auch nicht im DFB-Team. Jogi Löw hat im Moment keine drei Abwehrspieler,
die das Format, sprich Schnelligkeit, Intellekt und Kreativität für eine
Dreierkette hätten. Das Zeug hat eigentlich nur ein Philipp Lahm. Man
probiert jetzt die Dreierkette aus, weil man das Gefühl hat, man ist mit
dem 4-2-3-1-System festgefahren. Die Fans wollen auch mal was anderes
sehen.
Mehr Tore?
Man hat es im Handball gesehen. Der Sport stagnierte jahrelang. Als die
schnelle Mitte (der schnelle Anwurf im Mittelkreis nach Torerfolg, ohne
dass der Schiedsrichter den Ball freigeben muss; d. Red.) kam, da wurden
plötzlich viel mehr Tore erzielt und das Spiel wurde insgesamt attraktiver.
Sie können nicht immer nur den gleichen lahmarschigen Fußball spielen.
15 Nov 2011
## AUTOREN
Markus Völker
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