# taz.de -- Räumung des Bauwagenplatzes: Suche nach Lösung geht weiter | |
> Die Bauwagengruppe Zomia aus Hamburg-Wilhelmsburg hat einen neuen | |
> Räumungsaufschub erwirkt. Eine Petition im Eingabenausschuss der | |
> Hamburger Bürgerschaft bremst den Bezirk Hamburg-Mitte aus. | |
Bild: Hat einen Räumungsaufschub erwirkt: Die Bauwagengruppe Zomia. | |
HAMBURG taz |Die angedrohte Räumung des Bauwagenplatzes Zomia in | |
Hamburg-Wilhelmsburg ist vorerst gestoppt. Nach dem abschlägigen Urteil des | |
Hamburgischen Oberverwaltungsgericht hat die Zomia-Gruppe am Donnerstag | |
eine Petition in den Eingabenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft | |
eingebracht, die auch angenommen worden ist. Am Montag wird sich der | |
Ausschuss mit der Petition befassen. | |
"Das hat aufschiebende Wirkung, bis dahin wird es keine Räumung geben", | |
sagt der Sprecher des zuständigen Bezirksamtes Hamburg Mitte, Lars | |
Schmidt-von Koss. Aber nicht nur darüber freut Zomia. "Jetzt ist die Frage | |
der Wagenplätze wieder auf der politischen Ebene und keine juristische | |
Debatte mehr", sagt eine Zomia-Sprecherin taz.de. | |
Am Vortag hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) einen Eilantrag gegen die | |
Räumungsverfügung von Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) verworfen, | |
der sich zum erklärten Ziel gesetzt hat, Zomia um jeden Preis aus seinem | |
Bezirk zu verbannen. Der Gruppe seien Alternativflächen angeboten worden, | |
die sie als ungeeignet abgelehnt hätten, sagt das OVG. | |
Unmittelbar vor der Gerichtsentscheidung, so das OVG, sei ihnen noch ein | |
Platz im Bezirk Hamburg-Altona, der grundsätzlich seine Bereitschaft zur | |
Aufnahme Zomias signalisiert hatte, angeboten worden. Auch dieser Platz sei | |
abgelehnt worden, sagt das OVG. Daher sei dem Bezirk Hamburg-Mitte nicht | |
zuzumuten, solange mit einer Räumung zu warten, "bis ein von der | |
Bauwagengruppe akzeptierter alternativer Standort gefunden sei". | |
In der Tat war im Raum Altona ein Areal im Gespräch, das die | |
Bezirksamts-Verwaltung ausfindig gemacht hatte. "Wir haben unsam Wochenende | |
den Platz angesehen, der war wirklich völlig ungeeignet", sagt ein Zomia | |
Sprecher. Das hätten die rot-grünen Mehrheitsfraktionen in Altona auch | |
eingesehen. "Es finden weitere intensive Kontakte statt, eine geeignete | |
Fläche zu finden", so der Zomia Sprecher. "Es sind mehrere Flächen in | |
Gespräch, die wir uns erstmal gemeinsam ansehen müssen". | |
Das Bezirksamt Hamburg-Mitte geht davon aus, dass der Eingabeausschuss die | |
Petition als "nicht abhilfefähig verwerfen" werde. "Es ist uns kein | |
Fehlverhalten vorzuwerfen, das hat das Oberverwaltungsgericht feststellt", | |
sagt Bezirksamtssprecher Schmidt-von Koss. "Wir waren und sind vorbereitet, | |
dass dann die Sache beendet wird", sagt Schmidt-von Koss, "dann wird es zur | |
Räumung kommen - irgendwann muss das Theater ein Ende haben". | |
Da der Petitionsausschuss jedoch aus Politikern besteht, könnte auch eine | |
politische Lösung in Betracht kommen. Dann könnte Bürgermeister und | |
SPD-Parteichef Olaf Scholz, der sich zurzeit mit einer Hamburger | |
Wirtschaftsdelegation auf einer Reise durch China und Japan befindet, | |
gezwungen sein, in dem Konflikt aus der Versenkung aufzutauchen und sich | |
einzuschalten. | |
Denn eine intensive Prüfung von Fachleuten der Stadtentwicklungsbehörde | |
hatte ergeben, dass überhaupt nichts gegen einen Verbleib der Zomia-Gruppen | |
auf dem Wilhelmsburger Brachgelände am Ernst-August-Kanal spräche - außer | |
die erklärten Feindschaft zur Bauwagen-Wohnkultur von Bezirksamtsleiter | |
Markus Schreiber, der sich in den vergangenen Monaten auch durch seine | |
Kapriolen zur Vertreibung von Obdachlosen, Alkoholikern und | |
Sexarbeiterinnen in der Politik und Öffentlichkeit mehrfach in die Nesseln | |
gesetzt hatte. | |
17 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
Kai von Appen | |
## TAGS | |
Bauwagen | |
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