# taz.de -- Kommentar zur Ganztags-Betreuung: Machtkampf vermeiden | |
> Der Konflikt um verbindliche Zeiten darf nicht benutzt werden, um die | |
> Reform zu diskreditieren. Das schadet den Kindern Nicht-Berufstätiger, | |
> die bisher am Zaun standen. | |
Bild: Wer darf zuerst betreut werden? Kinder bei der Nachmittagsbetreuung. | |
Hamburgs Eltern sind seit Jahren durch das Kita-Gutscheinsystem ein sehr | |
flexibles Betreuungssystem gewöhnt, dass sich sehr auf die Bedürfnisse der | |
Berufstätigen eingestellt hat. Das bringt nicht selten Unruhe in die | |
Gruppen. Kinder werden beim Spielen gestört, manche wollen sogar gar nicht | |
mit nach Hause. | |
Von der Pädagogik her gedacht, ist eine verbindliche Zeit für die Kinder | |
sinnvoll. Der bisherige zweistündige Hort-Gutschein - der eine frühe | |
Abholzeit um 15 Uhr ermöglichte - war ohnehin umstritten. Aber Kinder und | |
Familien sind nicht alle gleich. Es gibt Tage, an denen ein Kind sich nicht | |
wohl fühlt und gern früher abgeholt werden möchte. Und es gibt Situationen, | |
in denen auch nur die Eltern dies wissen und einschätzen können. | |
Hier sollte man es nicht auf eine Machtprobe, auf ein Kompetenzgerangel | |
zwischen Familien und Institutionen ankommen lassen. Und es scheint auch, | |
als wolle das keiner, und als hätten Behörde und Träger nur bisher zu wenig | |
mit den Eltern kommuniziert. Warum sollte es keinen Weg geben? Warum sollte | |
das Zusammenspiel von Eltern und Erziehern, das lange funktionierte, | |
künftig ein Problem sein? | |
Schade wäre, wenn dieses Thema benutzt würde, um die Reform an sich zu | |
diskreditieren. Es ginge auf Kosten der Kinder, die bisher am Zaun standen, | |
weil die Kita-Gebühr zu teuer war oder weil sie das Pech hatten, als Kinder | |
nicht-berufstätiger Eltern keinen Zutritt zu haben. | |
24 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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