# taz.de -- Subventionen in der Landwirtschaft: Wer viel hat, bekommt noch mehr | |
> Der Vorschlag der EU, die Agrarsubventionen für Großbetriebe zu | |
> begrenzen, wird in Deutschland weniger als 100 Betriebe treffen. Bauern | |
> fordern eine gerechtere Verteilung. | |
Bild: Der dümmste Bauer .... Die EU folgt nicht diesem Sprichwort. Dort bekomm… | |
BERLIN taz | Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Begrenzung der | |
wichtigsten Subventionsart für besonders große Landwirtschaftsbetriebe | |
würde weniger Firmen in Deutschland treffen als bisher bekannt. "Es sind | |
weniger als 100 Betriebe betroffen", sagte Georg Häusler, Kabinettschef von | |
Agrarkommissar Dacian Ciolos, vergangene Woche Journalisten in Berlin. | |
Sollten die Vorschläge umgesetzt werden, würden die Direktzahlungen also | |
für maximal 0,03 Prozent aller 299.000 Betriebe hierzulande auf 300.000 | |
Euro pro Jahr begrenzt sein. Bisher war man davon ausgegangen, dass bei | |
rund 1 Prozent der Firmen, also rund 3.000 Betrieben gekürzt würde. | |
Dennoch kämpfen der konservative Bauernverband und Bundesagrarministerin | |
Ilse Aigner (CSU) vehement gegen den Plan aus Brüssel. Ihre Begründung: Er | |
führe zu mehr Bürokratie und Wettbewerbsverzerrungen. Kritische Bauern | |
verlangen dagegen eine gerechtere Subventionsverteilung. | |
## 10.000 Euro für den Durchschnittsbetrieb | |
Die Direktzahlungen machen 40 Milliarden der 58 Milliarden Euro aus, mit | |
denen die EU jährlich die Landwirtschaft unterstützt. Sie werden bisher vor | |
allem pro Hektar vergeben - wer viel hat, bekommt mehr. Das führt laut | |
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) dazu, dass manche | |
hochrationalisierten Großbetriebe auf die Arbeitsstellen umgerechnet mehr | |
als 100.000 Euro für jeden Mitarbeiter kassieren. Der deutsche | |
Durchschnittsbetrieb dagegen erhalte nur 10.000 Euro - das kritisiert die | |
AbL als Wettbewerbsnachteil für Höfe mit mehr Arbeitskräften. | |
Dass nach dem Vorschlag der EU-Kommission nur so wenige Betriebe die | |
Zahlungen über 300.000 Euro verlieren sollen, liegt vor allem an einer | |
geplanten Regel: Die Landwirte können ihre kompletten Lohnkosten anrechnen | |
und damit die Kürzungen vermindern. Deshalb werden wohl viele | |
Nachfolgebetriebe der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften | |
(LPG) aus DDR-Zeiten ungeschoren davonkommen. Kürzungen bei | |
Großgrundbesitzern etwa in Schleswig-Holstein dagegen sind wahrscheinlich. | |
## Betriebe nicht leicht aufzuteilen | |
EU-Beamter Häusler wies den Einwand zurück, die Begrenzung lasse sich | |
leicht umgehen, indem die Landwirte große Betriebe in mehrere kleinere | |
aufspalteten. Wenn das so einfach sei, würden es große Subventionsempfänger | |
schon jetzt machen, da ihnen bereits ein wenn auch geringerer als nun | |
geplanter Teil gekürzt werde. Zudem könne man einen Betrieb auch nicht | |
leicht aufteilen. "Das ist ein vorgeschobenes Argument", sagte Häusler. | |
Wegen der hohen Obergrenzen und der vollständigen Lohnkostenanrechnung | |
glaubt Agrarexperte Ulrich Jasper von der AbL, dass der | |
Kommissionsvorschlag "keine große Wirkung" haben wird. Er gehe zwar in die | |
richtige Richtung, sei aber zu lasch ausgestaltet. "Man kann es etwas | |
verbessern, wenn man nur 50 Prozent der Lohnnebenkosten anrechnet", sagte | |
Jasper. | |
Die Kommission hat den Vorschlag für die Finanzperiode von 2014 bis 2020 im | |
Oktober veröffentlicht. Er kann nur in Kraft treten, wenn EU-Parlament und | |
-Rat zustimmen. | |
27 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Proteste zur Grünen Woche: Aigner attackiert Agrar-Demo | |
Handeln Anti-Agrarindustrie-Demonstranten rücksichtslos gegenüber den | |
Hungernden in Entwicklungsländern? Das meint die Landwirtschaftsministerin. | |
Europäische Kommission gibt nach: Radikale Agrarreform gescheitert | |
Die Europäische Kommission knickt vor der Bauernlobby ein. Die Agrarreform | |
sieht Subventionen vor, die weder Umweltschutz noch Arbeitsmarkt wesentlich | |
voranbringen. | |
Ökologischer Umbau der Wirtschaft: Öko-Ökonomie gegen die Krise | |
Die deutsche Wirtschaft ist bereits viel grüner, als sie denkt, sagt das | |
Umweltbundesamt. Jetzt müsse Ernst gemacht werden mit dem ökologischen | |
Umbau. | |
Reform der Agrarsubventionen: Umweltschutz à la carte | |
Die EU will ihre Förderpolitik für Landwirte ändern. Zur für 2013 geplanten | |
Agrarreform hat die Kieler Landwirtschaftsministerin Ideen vorgelegt. |