# taz.de -- Kommentar zu Organspende: Die Ärzte arbeiten korrekt | |
> Nicht Ärzte erschüttern das Vertrauen in die Organspende. Es ist eher der | |
> desolate Führungsstil der verantwortlichen Organisation. Ein lösbares | |
> Problem. | |
Nun hat die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) extra ein | |
kostspieliges Pilotprojekt rund um den Hirntod angeschoben. Sie wollte | |
zeigen, dass die rückläufigen Organspenden hierzulande auf das Konto von | |
schlampigen und ignoranten Krankenhausärzten gehen. Dummerweise aber belegt | |
die wissenschaftliche Untersuchung des Projekts genau das Gegenteil: Die | |
Ärzte arbeiten korrekt. | |
Die Zahl der Spenderorgane ist vor allem deswegen so niedrig, weil selbst | |
die Menschen, die die Spende theoretisch befürworten, in | |
Ausnahmesituationen, und dazu zählt der Tod von Angehörigen, offenbar doch | |
dazu neigen, die Organentnahme abzulehnen. In vielen anderen europäischen | |
Ländern wird die Organspende befürwortet und am Ende auch realisiert. Aber | |
nicht in Deutschland. | |
Warum? Das ist die Frage, mit der sich das Parlament auseinandersetzen | |
muss, wenn es demnächst das Transplantationsgesetz reformieren will. Die | |
bloße Aufforderung, ein jeder möge sich gefälligst zur Organspende | |
verhalten, und diese Entscheidung künftig mit mehr Nachdruck einzufordern, | |
sie wird leider nicht reichen. | |
Die sehr wünschenswerte Bereitschaft zur Organspende ist eine intime | |
Entscheidung. Sie setzt Vertrauen voraus. Vertrauen in die Zuverlässigkeit | |
der Information, was Hirntod ist, wie er diagnostiziert wird und unter | |
welchen medizinischen Bedingungen die Organentnahme überhaupt stattfindet. | |
Und Vertrauen darauf, dass die Organisation, die die Organentnahmen | |
verantwortet, transparent arbeitet - nach innen wie nach außen. | |
Der desolate Führungsstil, den der DSO-Vorstand an den Tag legt, wirkt da | |
nicht ermutigend. Das ist ein Problem. Aber es ist lösbar. | |
29 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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