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# taz.de -- Chef von ARD-Tochter Degeto muss gehen: Komplexe Schmonzette
> Die ARD-Produktionstochter Degeto feuert ihren Chef: Hans-Wolfgang Jurgan
> gab zu viel Geld aus. Das Rennen um seine Nachfolge ist eröffnet.
Bild: Real-Soap: Die Degeto setzte ihren Chef Hans-Wolfgang Jurgan (links, zusa…
Für die landläufig vor allem wegen ihrer gefälligen Schmonzetten fürs
unterschätzte Publikum bekannte Degeto wäre dieser Stoff wohl zu komplex:
Am Dienstag schickte die Degeto ihren Chef Hans-Wolfgang Jurgan in die
Wüste.
Die Filmhandels- und Produktionstochter der ARD hat Geldschwierigkeiten und
gleichzeitig viel zu viele Aufträge vergeben. Bis 2014 hat Jurgan schon mal
eingekauft, für die nächsten beiden Jahren sind alle Mittel - immerhin rund
400 Millionen Euro pro Jahr, davon geht gut die Hälfte in die
Filmproduktion - schon ausgegeben. Zudem soll es merkwürdige Bevorzugungen
einiger Produktionsfirmen geben, heißt es ARD-intern. Weshalb der nicht zum
Zuge gekommene Teil der deutschen TV-Produzenten schon seit Wochen auf die
Barrikaden klettert.
Eine "Prüfung der Geschäftsabläufe der Degeto" habe "gravierende
organisatorische Mängel ergeben", für die Jurgan verantwortlich sei, teilt
der Hessische Rundfunk mit. Der HR soll im Auftrag der anderen
ARD-Anstalten für Aufklärung sorgen. Außerdem sei festgestellt worden, dass
Hans-Wolfgang Jurgan seine Berichts- und Informationspflicht gegenüber dem
Aufsichtsrat verletzt habe. Worauf die ARD-IntendantInnen Jurgan umgehend
vom Dienst suspendierten; schließlich war "das notwendige
Vertrauensverhältnis nicht mehr gegeben", so der HR weiter. Auch
arbeitsrechtlich wird das Ganze für Jurgan unangenehm - die Prüfung
rechtlicher Schritte läuft.
Die ARD hat ihren nächsten Skandal, der wieder mit mangelnder Aufsicht zu
tun hat. Besonders bei den Gemeinschaftsorganisationen hapert es seit
Langem: Bei der kommerziellen ARD-Tochter Degeto sitzen zwar die Anstalten
als Gesellschafter im Aufsichtsrat, von der eigentlichen Aufsicht durch die
Rundfunkräte ist der Laden aber abgekoppelt. Ähnlich lief es beim gemeinsam
mit dem ZDF betriebenen Kinderkanal (Kika): Dort wurden über Jahre
insgesamt mehr als 10 Millionen Euro Gebührengelder abgezweigt, weil
niemand genau hinschaute.
## Beeindruckende Skandalsammlung
Der Degeto auf die Finger schauen soll künftig nun der Rundfunk
Berlin-Brandenburg, beschlossen die ARD-IntendantInnen. Bislang war hier
wie beim Kika der MDR zuständig, der ohnehin die beeindruckendste
Skandalsammlung der ARD verwaltet. Im eigenen Haus laufen ja noch die
Ermittlungen über das Finanzgebaren des MDR-Unterhaltungschefs Udo Foht.
Die neue MDR-Chefin Karola Wille hatte zwar gehofft, den Posten der
Degeto-Aufsichtsratschefs übernehmen zu können, musste sich jetzt aber
RBB-Intendantin Dagmar Reim geschlagen geben. Die kennt sich immerhin mit
knappen Kassen aus, was bei der eigentlich steinreichen Degeto im Moment
ganz gut passt: Weil alle Mittel schon über Jahre verplant sind, musste die
ARD erst vor drei Wochen ihrem verkorksten Töchterlein stolze 23 Millionen
Euro vorfinanzieren.
ARD-intern streitet man sich derweil, wie und vor allem mit wem es bei der
Degeto weitergehen soll. Nach dem Tod von Jurgans früherem
Geschäftsführerkollegen Jörn Klamroth im Frühjahr 2011 kam Bettina Reitz
vom Bayerischen Rundfunk (BR) ins Haus, die dort aber nur "geparkt" war.
Sie soll kommende Woche neue BR-Fernsehdirektorin werden, ihre Wahl gilt
als sicher.
Der WDR will der Degeto gern seine TV-Chefin Verena Kulenkampff überhelfen,
die in Köln ohnehin nur einen Zweijahresvertrag hat - eine ungewöhnlich
kurze Vertragszeit für die ARD. Dagegen mosern nun andere ARD-Sender, die
den Chefposten bei der Degeto nicht dem ihrer Ansicht nach ohnehin
übermächtigen WDR überlassen wollen.
30 Nov 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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