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# taz.de -- Kommentar Bernd Althusmann: Note sechs, setzen!
> Althusmanns Arbeit hat zwar Mängel, ist aber kein Plagiat, findet die Uni
> Potsdam. Ein Schüler würde bei solchem Verhalten vermutlich mit der Note
> "Sechs" bestraft.
Seit Donnerstag gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Karl
Theodor zu Guttenberg (CSU) und Bernd Althusmann (CDU): Der
Ex-Verteidigungsminister und der derzeit oberste Bildungspolitiker haben
eine Doktorarbeit geschrieben, beide haben weite Teile der Arbeit von
anderen abgeschrieben. Aber während Guttenberg versucht hat, mit Vorsatz zu
täuschen, hat Althusmann nach Angaben der Kommission „gutgläubig“
gehandelt. Guttenberg war Job und Titel los, Althusmann behält beides. Ist
das gerecht?
Formal fand die achtköpfige Kommission der Universität Potsdam, die
Althusmanns Arbeit prüfte, zwar Mängel von erheblichem Gewicht, hat aber in
der Summe kein schweres wissenschaftliches Fehlverhalten erkannt. Der
niedersächsische Kultusminister hat Gedanken vor allem von anderen
zusammengeborgt, hat Sekundärliteratur zitiert und die darin aufgeführten
Primärquellen mit übernommen. Vermutlich ohne sie gelesen zu haben.
Aber das alles reichte eben nicht aus, um Althusmann den Raub geistigen
Eigentums vorzuwerfen, zumal sich keiner der zitierten Autoren von
einschlägigen Übersichtswerken beschwert hatte.
Doch legt man nicht den rechtlichen, sondern den vom Wissenschaftsrat
formulierten Maßstab an die Arbeit an, nämlich den, dass eine Doktorarbeit
nur dem Zweck diene, neue Erkenntnisse zu produzieren, dann wäre Althusmann
durchgefallen. Die gedankliche Eigenleistung ist karg, schon 2007, vor
Bekanntwerden der Vorwürfe, war seine Arbeit nur mit "rite" bewertet
worden, der für das Bestehen gerade noch ausreichenden Note.
Eine missglückte Promotion ist an sich nichts Verwerfliches. Pikant ist
jedoch, dass jemand, der in seiner Doktorarbeit in hohem Maße gegen gute
wissenschaftliche Praxis verstößt, im Beruf gerade Präsident der
Kultusminsterkonferenz ist, die über Qualitätsstandards in Schulen,
Hochschulen und in der Berufsausbildung wacht.
Das sollte sich ein Schüler mal trauen: in seinem Aufsatz vom Banknachbarn
abschreibem und das als Fußnote vermerken. Dann wird er
höchstwahrscheinlich - trotz Gutgläubigkeit - mit der Note „sechs“
bestraft, den Aufsatz dürfte er vermutlich noch einmmal schreiben.
Althusmann, der seinen Doktortitel behalten will, ist als KMK-Präsident
nicht mehr glaubwürdig.
1 Dec 2011
## AUTOREN
Anna Lehmann
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