# taz.de -- In eigener Sache: Burschenschaftler verliert gegen die taz | |
> Er kommt von rechtsaußen und will verhindern, dass die taz darüber | |
> schreibt. Doch erneut scheitert der Burschenschaftler Rudolf Sch. - | |
> diesmal vor dem Berufungsgericht. | |
Bild: Streit um die deutsche Abstammung: Burschenschaften in Deutschland. | |
Es ist die nächste Schlappe für den rechten Burschenschaftler Rudolf Sch.: | |
Im Rechtsstreit um die Veröffentlichung von Mail-Inhalten hat die taz einen | |
weiteren Erfolg vor Gericht erzielt. Wie das Oberlandesgericht Braunschweig | |
nun feststellte, ist die Klage des Burschenschaftlers, der Mitglied in der | |
erzkonservativen "Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia" ist, gegenüber der | |
taz aussichtlos. | |
Sch. wollte der taz verbieten lassen, weiterhin aus Mails zu zitieren, in | |
denen er zu einem Putsch des rechten Flügels im ohnehin schon | |
rechtskonservativen Dachverband "Deutsche Burschenschaft" aufgerufen hatte. | |
Doch die Rechnung ging nicht auf. | |
[1][Die taz hatte im Juli berichtet], dass extrem rechte Burschenschaftler | |
planen, wie sie sich im Dachverband "Deutsche Burschenschaft" (DB) an die | |
Macht putschen können. Dabei zitierte die taz auch direkt aus E-Mails, die | |
dies belegten. So hieß es etwa in einer Mail, es solle eine "monatsgenaue | |
Roadmap" bis zum kommenden Burschentag erstellt werden. "Da wir erlebt | |
haben, dass der linke Mob die Diskussion gar nicht annimmt (…) müssen wir | |
davon ausgehen, dass wir 2012 (…) alle Ämter besetzen müssen/werden" stand | |
etwa in einer Mail vom 20. Juni 2011. | |
Die Mails geben auch Einblick in die politische Ausrichtung der Verfasser. | |
So wird unter anderem beklagt: "Durch die von den Siegermächten | |
eingesetzten Medien-Macher (….) und durch den von den 68ern erfolgten | |
Umdeutungsversuch aller traditionellen Werte soll gerade beim deutschen | |
Volk erreicht werden, daß es statt natürlichem Stolz und | |
nationalbewusstsein (…) Schuld- und Scham-Gefühle entwickelt". Es würde | |
versucht, dem "deutschen Volk" "immer wieder mit Faschismus-Keule (…) eine | |
Dauer-Demütigung aufzuzwingen". Zudem heißt es, dass Einwanderer | |
"hauptsächlich" wegen der "sozialen Sicherungssysteme" kämen. | |
## Mails aus der Sozialsphäre | |
Diesen Plänen aus dem Mailverkehr war bereits ein pikanter - und öffentlich | |
beachteter - Streit unter Burschenschaftlern vorausgegangen: Auf einem | |
"Burschentag" im Juni hatten mehrere erzkonservative Burschenschaften | |
versucht, die "Burschenschaft Hansea zu Mannheim" aus dem Dachverband | |
ausschließen zu lassen. Ihre Begründung: Der Sprecher der Hansea Mannheim, | |
Kai Ming Au, sei nicht deutscher Abstammung. | |
In dem Putschplan, der der taz zugespielt wurde, schreibt Rudolf Sch. , | |
dass man eine "klare Strategie" brauche "wenn ,Vbr.' Au" antreten sollte. | |
Die Gänsefüße um das Kürzel für Verbandsbruder drücken aus, wie wenig er | |
als solcher hier gesehen wird. | |
Vor diesem Hintergrund sah auch das Oberlandesgericht Braunschweig ein | |
öffentliches Interesse an dem Fall. Bei den Mails, aus denen zitiert worden | |
sei, handele es sich eben nicht um Mails aus der Privatsphäre des Klägers - | |
sondern aus dessen Sozialsphäre. | |
Nachdem bereits das Landgricht Braunschweig der Argumentation der taz | |
gefolgt war, wies nun auch das Oberlandesgericht das Begehr des | |
Burschenschaftlers zurück. Somit darf die taz auch weiterhin gegen den | |
dessen Willen relevante Auszüge aus seinen Mails veröffentlichen – und | |
sagen, was Sache ist, am rechten Rand. | |
1 Dec 2011 | |
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## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
## TAGS | |
Burschenschaft | |
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