# taz.de -- Kommentar Frankreichs Präsident: Nicolas, die Supermaus | |
> Sarkozys neues Leitmotiv in der Krise lautet "Konvergenz mit | |
> Deutschland". Es erscheint wie eine faule Ausrede für seine Inkompetenz | |
> und Ohnmacht. | |
Es gibt nur einen, der jetzt Frankreich vor dem unmittelbar drohenden | |
Untergang retten kann: Nicolas Sarkozy dramatisiert bei jedem Auftritt die | |
Lage. Zweifellos möchte er so seine Bedeutung als Krisenmanager in der | |
Finanzkrise noch vergrößern. Seine Landsleute sollen den Eindruck erhalten, | |
er sei schlicht unersetzbar. Implizit beschuldigt er so seine Kritiker, das | |
Land schnurstracks in den Abgrund führen zu wollen. | |
Die Taktik ist ziemlich plump. Immerhin sammelt der Präsident so ein paar | |
wertvolle Punkte. Ob die Rechnung (mit seiner Wiederwahl) aufgehen kann, | |
ist fraglich. Populär ist es nicht, Arbeit, Anstrengung und Einschränkung | |
als einzige Antwort auf die Krise anzubieten. Darum soll mehr Kooperation | |
in Europa die Opfer rechtfertigen. Sarkozy drängt zur Eile, um mit seinem | |
Vorsprung alle vor vollendete Tatsachen zu stellen. Das kennt man in | |
Frankreich und in Europa zur Genüge. | |
Einbußen der nationalen Souveränität unter deutscher Führung oder Dominanz | |
würden ihm seine Franzosen nie verzeihen. Sein neues Leitmotiv "Konvergenz | |
mit Deutschland" erscheint daher wie eine faule Ausrede für seine | |
Inkompetenz und Ohnmacht. | |
Bei den oppositionellen Sozialisten sind aber einige prompt in die Falle | |
gegangen, indem sie alte antideutsche Ressentiments aufwärmen oder | |
Vergleiche mit Bismarck hervorholen. Dieser antiquierte Nationalismus | |
erlaubt es ausgerechnet Sarkozy, sich als Europa-Musterknabe zu | |
profilieren, der zusammen mit der vorerst noch unumgänglichen Angela Merkel | |
als Architekt das neue gemeinsame Haus entwirft. | |
Ein kleiner Konter im Wahlkampf gegen Sarkozy darf es den Sozialisten nicht | |
wert sein, gleich das ganze Europa-Erbe von Mitterrand und Delors über Bord | |
zu werfen. | |
2 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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