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# taz.de -- WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach: Er zieht weiter
> Bodo Hombach hat einen neuen Job in der Wissenschaft. Denn im Essener
> Konzern tobt eine Übernahmeschlacht. Und da musste "das kämpferische
> Ruhrgebietskind" weg.
Bild: Für Hombach, den Geschäftsführer von Brosts Gnaden bei der WAZ, ist ke…
Es gibt Schlimmeres, als an einem Samstag in der Bundesausgabe der
Bild-Zeitung "Gewinner des Tages" zu sein. Trotzdem dürften Bodo Hombach
die vermeintlich freundlichen Zeilen an diesem Wochenende schal aufgestoßen
sein: "Neuer Job für Medienprofi und Ex-Johannes-Rau-Berater Bodo Hombach:
Er wird Präsident der neuen Akademie für Forschung und Lehre praktischer
Politik (Uni Bonn). Hombachs Geschäftsführer: Boris Berger, einst enger
Berater von Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU)", stand da. Und:
"Versöhnen statt spalten!"
Die mehr als nur ganz kleine Spitze liegt nicht nur in dem Umstand, dass
Hombach nun mit dem umstrittenen Rüttgers-Knecht Berger arbeitet. Der hatte
den blassen CDU-Mann als Arbeiterversteher und Unionsversion des legendären
NRW-Landesvaters Rau zu inszenieren versucht und als Düsseldorfer
Staatskanzlist das politische Porzellan zerschlagen. Das macht ihn zu
keinem einfachen Partner für einen ehemaligen SPD-Kanzleramtsminister wie
Hombach.
Und neben Bergers "verheerendem Ruf" (FAZ) erinnert der vermeintliche
"Gewinn" Hombach außerdem noch diskret daran, dass er als Geschäftsführer
des einst mächtigsten deutschen Zeitungshauses, der Essener WAZ-Gruppe,
eher mal gescheitert ist. Dort rumpelt in eigentlich zu Hombach passender
Hemdsärmeligkeit seit dem Sommer eine Übernahmeschlacht der
Eigentümerfamilien vor sich hin.
## Für Hombach ist kein Platz mehr
Den Konzern, ein kompliziertes Konstrukt, bei dem die Familien der
WAZ-Gründerväter Erich Brost und Jakob Funke das Sagen haben, will die
Funke-Tochter Renate Grothkamp mehrheitlich übernehmen. Die Erben der
Brost-Seite sind verkaufsbereit. Und für Hombach, den Geschäftsführer von
Brosts Gnaden, ist kein Platz mehr.
Unverhohlen schickte ihn im eigenen Blatt WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz in
die Wüste: "Wenn der Deal läuft wie geplant, gerät die traditionelle
Simultan-Geschäftsführung, ein Manager von Brost, einer von Funke, an ihr
Ende. Hombach, das kämpferische Ruhrgebietskind, würde nach neun Jahren an
der WAZ-Spitze gehen" schrieb Reitz, den Hombach einst von der
konservativen Rheinischen Post zur WAZ lotste.
Die "Gewinner"-Nummer für Hombach ist aber auch deshalb perfide, weil
Springer munter selbst im WAZ-Poker mitmischt: Anfang Oktober meldete
Springer-Chef Mathias Döpfner plötzlich Interesse an der WAZ an und bot für
den ganzen Laden rund 1,4 Milliarden Euro. Das Ganze ist zwar wenig mehr
als Störfeuer - doch offiziell ist noch nichts entschieden. Außer der
Tatsache, das Hombach gehen muss.
## Hehre Lobreden auf den Lokaljournalismus
Dabei hinterlässt er als Zeitungsmanager keine besonders üppige Bilanz:
Wenn den Kommunen das Geld ausgehe und vor allem die kleinen Dinge des
gesellschaftlichen Miteinanders wie Stadtteilfeste und Vereinspflege dran
glauben müssten, dozierte Hombach früher gern, müssten eben die
Zeitungsverlage einspringen, weil sie den Kontakt zu den Menschen hätten.
Bis heute hält Hombach hehre Lobreden auf die Bedeutung des
Lokaljournalismus, die penibel auf seiner eigenen Abteilung im
WAZ-Internetportal [1][derwesten.de] abgelegt werden.
Doch schon lange präsidierte Hombach als Geschäftsführer über einen Kurs,
der in eine ganz andere Richtung führte: zum schleichenden Rückzug aus dem
Lokalen. Ausgaben wurde eingestellt oder zusammengelegt. Unter Ulrich Reitz
wurde die WAZ zentralistischer, ein gemeinsames Content-Desk aus Essen
versorgt nun alle vier Konzerntitel im Ruhrgebiet. Ein Drittel aller
Mitarbeiter in den Redaktionen musste gehen, und auch von den Lesern sind
viele schon weg.
11 Dec 2011
## LINKS
[1] http://derwesten.de
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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