# taz.de -- Streiks in Italien: Entspannung nach Berlusconi | |
> Mario Monti bliebt auf Sparkurs. Gegen die als "sozial unerträglich" | |
> empfundenen Maßnahmen streikten am Montag Beschäftigte in ganz Italien. | |
Bild: Metallarbeiter in Turin streiken gegen die Sparpläne der Regierung. | |
ROM dpa | In Italien stehen die Zeichen auf Sturm: Nach einem ergebnislos | |
verlaufenen Treffen zwischen Regierungschef Mario Monti und den | |
Gewerkschaften am Sonntagabend wurde ein bereits in der vergangenen Woche | |
angekündigter dreistündiger Generalstreik gegen das Milliarden-Sparpaket | |
der Regierung in der Nacht zum Montag bestätigt. | |
Zehntausende Beschäftigte in ganz Italien beteiligten sich an Protestzügen, | |
berichteten italienische Medien. Und die Chefin der größten italienischen | |
Gewerkschaft, Susanna Camusso, warnte bereits: "Es ist nicht gesagt, dass | |
dies der letzte Streik sein wird". | |
Zur genauen Beteiligung an der Arbeitsniederlegung gab es zunächst keine | |
offiziellen Zahlen. Sowohl Angestellte aus dem Öffentlichen Dienst wie | |
Postbeamte und Lehrer als auch zahlreiche Arbeiter etwa aus der | |
Automobilindustrie legten ihre Arbeit nieder. Die Arbeitnehmer sollten zu | |
unterschiedlichen Zeiten streiken. Die Metallergewerkschaft FIOM hatte | |
einen acht Stunden Streik angekündigt. | |
Montis Sparpläne enthalten einschneidende Kürzungen von rund 24 Milliarden | |
Euro. Die Gewerkschaften leisten heftigen Widerstand vor allem gegen die | |
geplante Rentenreform und die Wiedereinführung einer Immobiliensteuer. | |
Monti war am Sonntagabend noch zu einem informellen Treffen mit den Chefs | |
der drei großen Gewerkschaften CGIL, CISL und UIL zusammengekommen - ohne | |
Erfolg. | |
## Risikoaufschlag bei 6,75 Prozent | |
"Angesichts der Notsituation wird die Regierung die Reform- und Sparpläne | |
in der Summe nicht verändern", teilte die Regierung noch in der Nacht zum | |
Montag mit. Die Arbeitnehmervertreter bestätigten den Generalstreik. | |
Besonders bemängelt wird das Fehlen von Kürzungen auf der Seite der | |
Wohlhabenden. So fehlt den Gewerkschaften eine Vermögenssteuer und die | |
versprochene Kürzung der Politiker-Gehälter, die erst Anfang 2012 | |
vorgenommen werden soll. | |
Der frühere EU-Kommissar und Nachfolger des umstrittenen Silvio Berlusconi | |
hatte vor einer Woche im Schnellverfahren das Milliarden-Sparpaket auf den | |
Weg gebracht, um das hoch verschuldete Italien aus dem Visier der | |
Finanzmärkte zu bringen. Er will die Reformen und Kürzungen bis Weihnachten | |
durchs Parlament bringen. EU, USA und nicht zuletzt die Finanzmärkte | |
reagierten in den vergangenen Tagen positiv auf Montis Pläne. | |
Italien hat nach Griechenland den höchsten Schuldenstand der Eurozone, | |
gemessen an der Wirtschaftsleistung, und sitzt auf einem Schuldenberg von | |
circa 1,9 Billionen Euro. Das Land war in den vergangenen Monaten auf den | |
Finanzmärkten zunehmend unter Beschuss geraten. | |
Am Montag konnte sich die drittgrößte Volkswirtschaft des Euroraums zwar | |
sieben Milliarden Euro für ein Jahr besorgen - bei robuster Nachfrage und | |
zurückgehender Rendite. Dennoch stellte sich am italienischen | |
Sekundärmarkt, wo bestehende Anleihen gehandelt werden, keine Entspannung | |
ein. | |
Die Risikoaufschlag bei den Zehnjahres-Anleihen stieg auf 6,75 Prozent. | |
Damit lag er zwar unter dem Rekordniveau von gut 7,2 Prozent Ende November, | |
jedoch auch deutlich höher als zuletzt. Nach dem Rücktritt von | |
Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hatte sich die Lage sichtlich entspannt | |
- die Rendite war deutlich unter sechs Prozent gesunken. | |
12 Dec 2011 | |
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