# taz.de -- Bundeswehr am Hindukusch: Kabinett verlängert Afghanistan-Einsatz | |
> Die Regierung traut den eigenen Einschätzungen der Sicherheitslage nicht. | |
> Trotzdem wird die Truppenstärke reduziert und die Entwicklungshilfe | |
> fortgesetzt. | |
Bild: Trotz Reduzierung: Mindestens 4.400 deutsche Soldaten sollen in Afghanist… | |
BERLIN epd/taz | Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einer Verlängerung des | |
Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr um ein weiteres Jahr zugestimmt. | |
Zugleich wird erstmals die Obergrenze der eingesetzten Soldaten | |
herabgesetzt. Ab 2012 sollen nur noch bis zu 4.900 Soldaten statt bisher | |
bis zu 5.350 am Hindukusch tätig sein. Der Bundestag muss der | |
Mandatsverlängerung noch zustimmen. | |
Begründet wird die Reduzierung mit der positiven Entwicklung im Lande. Ziel | |
sei es, zum Ende des Mandatszeitraums die Zahl auf 4.400 zu verringern, | |
sofern die Lage dies erlaube, teilte die Bundesregierung mit. Das neue | |
Mandat gilt bis zum 31. Januar 2013. Derzeit sind etwa 5.000 Soldaten der | |
Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz. Um dem politisch ausgerufenen Ziel | |
der Truppenreduzierung aktuell gerecht zu werden, müsse daher "kaum ein | |
Bundeswehrsoldat heimgeholt werden", kommentierte der | |
Linken-Verteidigungspolitiker Paul Schäfer. | |
Das Kabinett beschloss auch den Fortschrittsbericht zu Afghanistan. In dem | |
Bericht, der den Bundestag über das militärische und zivile Engagement | |
informieren soll, werden auch die Ergebnisse der Bonner | |
Afghanistan-Konferenz vom 5. Dezember zusammengefasst. Dort verpflichtete | |
sich die internationale Gemeinschaft zu einer weiteren Unterstützung | |
Afghanistans nach dem Abzug der Kampftruppen 2014 für zehn Jahre. | |
## Entwicklungshilfe je nach Sicherheitslage | |
Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Sicherheitslage sich | |
2011 "trotz spektakulärer Anschläge" gefestigt habe. Der Aufbau der | |
afghanischen Sicherheitskräfte verlaufe weiter erfolgreich und planmäßig. | |
Im Oktober 2011 erreichten sie eine Personalstärke von 305.600, das sei | |
beinahe der angestrebte Stand von 352.000 Kräften. | |
Wie wenig die Bundesregierung ihrer optimistischen Einschätzung traut, | |
verrät sie freilich zwei Absätze später: Die Entwicklungshilfe werde nach | |
2014 fortgesetzt, "soweit es die Sicherheitslage erlaubt". Der 88-seitige | |
Bericht kommt ohne Bezug dazu aus, was die Bundesregierung sich in ihrem | |
Verantwortungsbereich im Norden einmal zu verbessern vorgenommen hatte. | |
So erklärte sie Anfang 2010 zum Beispiel offiziell: Bis 2014 solle statt | |
eines Fünftels die Hälfte der Menschen Zugang zu Strom und Trinkwasser | |
haben. Im Fortschrittsbericht heißt es nun bloß, dass mit Unterstützung der | |
Bundesregierung "über 108.000 Haushalte in den Provinzen" einen | |
"verbesserten Trinkwasserzugang" erhalten hätten. Inwiefern man den | |
angestrebten 50 Prozent dadurch näher gekommen ist, bleibt unerwähnt. | |
14 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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