# taz.de -- Regierungsbildung in der Schweiz: Weiterer Dämpfer für Rechtspopu… | |
> Die SVP scheitert mit ihrem Versuch, einen weiteren Sitz im neuen | |
> Kabinett zu ergattern. Beobachter erwarten, dass die Partei nun stärker | |
> auf Opposition setzt. | |
Bild: Der frühere Justizminister Christoph Blocher. | |
GENF taz | Die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP) des früheren | |
Justizministers Christoph Blocher wird auch in den nächsten vier Jahren nur | |
mit einem Mitglied in der siebenköpfigen Regierung des Landes (Bundesrat) | |
vertreten sein. | |
Bei der Neuwahl des Bundesrates am Mittwoch durch die gemeinsame | |
Versammlung der beiden Parlamentskammern (Nationalrat und Ständerat) in | |
Bern scheiterte die SVP mit dem Versuch, neben ihrem als | |
Verteidigungsminister wiedergewählten Mitglied Uli Maurer noch einen | |
zweiten Regierungssitz zu ergattern. | |
Die SVP hatte ihren Anspruch mit dem Umstand begründet, dass sie trotz | |
einiger Verluste bei den Wahlen Ende Oktober weiterhin die stärkste | |
Fraktion im Nationalrat stellt. Doch dieses Argument fand gestern lediglich | |
Unterstützung bei einigen Abgeordneten der rechtsliberalen FDP. | |
Mit der Durchsetzung eines zweiten Regierungssitzes wollte die SVP auch die | |
Wiederwahl der Finanzministerin Eveyln Widmer-Schlumpf von der 2007 als | |
liberale Abspaltung von der SVP gegründeten Bürgerlich-Demokratischen | |
Partei (BDP) vereiteln. Widmer-Schlumpf hatte damals mit ihrer Kandidatur | |
verhindert, dass SVP-Chef Blocher nach vier Jahren als Justizminister | |
erneut in den Bundesrat gewählt wurde. | |
Doch der Racheversuch der SVP an ihrem ehemaligen Mitglied scheiterte | |
kläglich. Widmer-Schlumpf wurde gestern nicht nur mit einem der besten | |
Ergebnisse aller Wahlgänge in ihrem Amt bestätigt, sondern auch zur | |
Bundespräsidentin für das Jahr 2012 bestimmt. | |
## Sechs Mandate verloren | |
Ebenfalls im Amt bestätigt wurden Wirtschaftsministerin Doris Leuthard von | |
der Christlichen Volkspartei sowie die beiden Bundesräte der FDP. Die | |
Sozialdemokraten sind weiterhin durch Justizministerin Simonetta Sommaruga | |
im Bundesrat vertreten sowie neu mit Alain Berset. | |
Er ersetzt die bisherige Außenministerin Micheline Calmy-Rey, die ihren | |
Rückzug aus dem Bundesrat angekündigt hatte. Die Mitte-links-Parteien | |
behalten in der Regierung ein leichtes Übergewicht im Vergleich zur | |
konservativ-rechten Seite mit der SVP und der FDP. | |
Das Ergebnis ist ein weiterer Dämpfer für die SVP. Bereits bei den | |
Parlamentswahlen im Oktober, bei denen die SVP wieder mit | |
ausländerfeindlichen Parolen Wahlkampf machte, hatte die Blocher-Partei ihr | |
erklärtes Wahlziel von 30 Prozent der Stimmen weit verfehlt. Mit 26,6 | |
Prozent blieb die SVP zwar stärkste Fraktion im Nationalrat, verlor dort | |
aber 6 Mandate. | |
Blocher selber sowie vier weitere Männer aus der Führungsriege der SVP | |
scheiterten mit ihren Kandidaturen für den Ständerat, der Vertretung der 24 | |
Kantone. BeobachterInnen erwarten, dass die SVP künftig stärker auf | |
Opposition setzen wird. | |
14 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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