# taz.de -- Mehr Demokratie in Brandenburg: 16-Jährige sollen die Wahl haben | |
> Rot-Rot will das Wahlalter senken und die Hürden für Volksbegehren: Dafür | |
> wird heute im Landtag eine Zweidrittelmehrheit benötigt. Grüne wollen | |
> zustimmen. | |
Bild: Wollen Wahlalter senken: Ministerpräsident Platzeck (SPD) und Kerstin Ka… | |
Der Brandenburger Landtag könnte das Land heute zum Vorreiter in Sachen | |
demokratischer Beteiligung machen: Auf der Tagesordnung steht eine | |
Verfassungsänderung, mit der das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre abgesenkt | |
würde. Bislang dürfen nur in Bremen 16- und 17-Jährige das Landesparlament | |
mitwählen, in Berlin war eine entsprechende Initiative im Mai gescheitert. | |
"Gerade angesichts der demografischen Entwicklung bei uns ist es wichtig, | |
dass die Jüngeren merken, dass sie eine Stimme haben", erklärt Matthias | |
Beigel, Sprecher der Brandenburger SPD-Fraktion. Für die | |
Verfassungsänderung ist eine Mehrheit von zwei Dritteln der Abgeordneten | |
notwendig. Vertreter aus Regierung und Opposition zeigten sich am Mittwoch | |
optimistisch, dass die notwendige Mehrheit auch zustande kommt. "Wir werden | |
der Verfassungsänderung zustimmen", sagt Ursula Nonnemacher, | |
innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Die Grünen sind mit ihren | |
fünf Abgeordneten das Zünglein an der Waage: Die Regierung aus SPD und | |
Linkspartei hat keine Zweidrittelmehrheit. Die CDU lehnt das Anliegen ab, | |
die FDP würde einer Senkung des Wahlalters nur dann zustimmen, wenn sie | |
sich ausschließlich auf die kommunale Ebene bezieht. | |
Neben der Absenkung des Wahlalters sollen auch die Hürden für Volksbegehren | |
gesenkt werden - zumindest etwas. So sollen die Bürger künftig sechs Monate | |
und damit zwei Monate länger Zeit haben, Unterschriften zu sammeln. | |
Außerdem soll die Sammlung künftig nicht nur in Ämtern, sondern auch in | |
anderen öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken möglich sein. Eine | |
Unterschriftensammlung auf der Straße, wie sie in Berlin möglich ist, soll | |
es aber nicht geben. "Wir haben sehr niedrige Quoren und wollen eine | |
gewisse Legitimität sicherstellen", erklärt Beigel. In Brandenburg müssen | |
für die erste Stufe eines Volksbegehrens 20.000 Unterschriften, in der | |
zweiten 80.000 gesammelt werden. Zum Vergleich: In Berlin sind es 20.000 in | |
der ersten und etwa 172.000 in der zweiten Stufe. In Berlin gibt es rund | |
2,5 Millionen Wahlberechtigte, in Brandenburg etwa 2,1 Millionen. | |
Dem Verein Mehr Demokratie gehen die geplanten Änderungen zu Volksbegehren | |
nicht weit genug. Er fordert, dass auch die Unterschriftensammlung auf der | |
Straße möglich sein soll. Ihr Fehlen sei maßgeblich dafür verantwortlich, | |
dass sämtliche der acht bislang in Brandenburg gestarteten Volksbegehren | |
gescheitert seien - eine Verlängerung der Sammelfrist verbessere die | |
Chancen nur ein Stück weit. | |
"Bei der direkten Demokratie hätten wir uns mehr als nur bescheidene | |
Änderungen gewünscht", sagt auch die Grüne Nonnemacher. "Substanzielle | |
Veränderungen", wie etwa eine Absenkung des Beteiligungsquorums, oder die | |
Möglichkeit, auf der Straße Unterschriften zu sammeln, fehlten. "Dabei wäre | |
die gerade in einem Flächenland wie Brandenburg wichtig." Sonst müssten | |
Bewohner mitunter kilometerweit fahren, nur um zu unterschreiben. | |
15 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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