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# taz.de -- Linders überraschender Abgang: "Das ist eine Führungskrise"
> In der FDP herrscht Konfusion. Erst trat ganz überraschend der
> Generalsekretär zurück. Und dann stand ganz schnell auch schon der
> Nachfolger fest.
Bild: Christian Lindner (l.) und sein Nachfolger Patrick Döring (r.).
BERLIN taz | Am Mittwochmittag, zwei Stunden nach Christian Lindners
Rücktritt, tritt der Parteivorsitzende vor die Presse. Philipp Rösler sieht
mitgenommen aus. Er bedauert den Rücktritt Christian Lindners und dankt ihm
für dessen "hervorragende" Arbeit. Nun wolle er "zügig
Personalentscheidungen" treffen.
Über die Neubesetzung des Postens sollte da noch am Freitag in den
Parteigremien beraten werden. Am selben Tag wird auch der Ausgang des
Euromitgliederentscheids bekanntgegeben. "Ich bin fest davon überzeugt", so
Rösler, "dass es gelingen wird, mit all unseren 65.000 Mitgliedern, mit dem
notwendigen Mut und der Zuversicht in das Jahr 2012 hineinzugehen."
Das klingt nach Aufbruch. Tatsächlich aber ist die Konfusion unter den
Liberalen riesig. Dass Christian Lindner seinen Posten räumt, macht den
Kieler Fraktionschef Wolfgang Kubicki fassungslos. Vor zwei Tagen im
Bundesvorstand habe Lindner noch sehr kämpferisch für die Positionierung
der FDP geworben.
"Es geht schließlich darum, dass wir uns nicht nur mit uns selbst
beschäftigen, sondern uns um die Interessen des Landes kümmern", sagt
Kubicki. "Das ist definitiv eine Führungskrise."
Auch Gerhart Baum bedauert den Rücktritt Christian Lindners und macht dafür
Parteichef Philipp Rösler verantwortlich. "Ein Hoffnungsträger geht von
Bord", sagt er der taz.
"Lindners Entscheidung hat mit dem Mitgliederentscheid wenig zu tun",
stellt Baum klar, "er hat resigniert, weil das Führungsteam nicht
funktioniert hat." Der frühere FDP-Innenminister ist der Meinung, das
Präsidium der FDP müsse sich neu zur Wahl stellen. "Die Partei ist
unzufrieden und nervös."
Patrick Kurth, FDP-Generalsekretär in Thüringen, sagt der taz, er habe
Respekt vor Lindners Entscheidung, beim Mitgliederentscheid habe es
offensichtlich "keine organisatorischen Mängel gegeben, die zu diesem
Rücktritt führen".
Parteichef Philipp Röslers Vorpreschen in Sachen Quorum hält auch Kurth für
"sehr unglücklich", er hofft nun auf disziplinierte Mitglieder "in einer
schwierigen Zeit".
Noch am späten Nachmittag steht dann Lindners Nachfolger fest:
[1][Bundesschatzmeister Patrick Döring nimmt den Job an]. Der 38-Jährige
kommt aus Röslers Landesverband Niedersachsen, politisch steht er
Fraktionschef Rainer Brüderle nahe.
Er wird sich auch sofort mit den Ergebnissen des Mitgliederentscheids
befassen müssen. Diese werden am Freitag verkündet. Scheitert der Entscheid
an geringer Beteiligung, ist das eine Schlappe für die innerparteiliche
Demokratie. Spricht sich eine Mehrheit gegen den Europäischen
Stabilitätsmechanismus aus, könnte das die schwarz-gelbe Koalition in
Gefahr bringen.
Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, dass Lindners Rücktritt keinen
Einfluss auf die Arbeit der schwarz-gelben Regierung habe. Es handele sich
bei der Sache um eine Parteiangelegenheit, die im Kabinett keine Rolle
gespielt habe.
14 Dec 2011
## LINKS
[1] /FDP-mit-neuem-Generalsekretaer/!83733/
## AUTOREN
Anja Maier
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