# taz.de -- Friedhof nicht mehr finanzierbar: Gottesacker liegt brach | |
> Anlage am Bornkamp deckt seit Jahren ihre Kosten nicht. Jetzt soll sie | |
> geschlossen werden. Nur noch die Partner Verstorbener können dort | |
> beerdigt werden. | |
Bild: Wird stillgelegt, weil er nicht mehr finanzierbar ist: der Friedhof Bornk… | |
Dem Friedhof Bornkamp mangelt es an Nachfrage. Deshalb hat der | |
evangelisch-lutherische Kirchengemeindeverband Altona beschlossen, den | |
Gottesacker stillzulegen. Auf lange Sicht könnte daraus eine öffentliche | |
Grünanlage nach dem Muster des "Wohlers Park" werden. | |
Der Friedhof in Bahrenfeld ist 1880 vor den Toren Altonas angelegt worden. | |
Er ist einer von drei großen Parkfriedhöfen des Kirchengemeindeverbandes, | |
die sich als grünes Band vom Volkspark bis zum Diebsteich erstrecken. Das | |
sei "unheimlich viel Fläche", sagt Kerstin Harriehausen, die kaufmännische | |
Leiterin des Kirchengemeindeverbandes - Raum, der in heutiger Zeit nicht | |
mehr gebraucht werde. | |
Harriehausen erklärt das zum einen damit, dass die Sterbequoten niedriger | |
lägen als früher; zum anderen entschieden sich heute viel mehr Menschen | |
dafür, in einer Urne beigesetzt zu werden statt in einem Sarg. Ein | |
Urnengrab ist billiger, bringt also weniger Einnahmen und es benötigt viel | |
weniger Fläche. | |
Dazu kämen die Besonderheiten des Ortes, sagt Harriehausen. In Altona | |
lebten viele muslimische Migranten. "Die denken nicht daran, sich auf einem | |
kirchlichen Friedhof bestatten zu lassen", sagt sie. Der Friedhof liege | |
überdies isoliert. Es seien keine großen Wohngebiete in der Nähe. "Dieser | |
Friedhof ist aus dem Bewusstsein der Leute entschwunden", sagt | |
Harriehausen. | |
Dabei haben die Altonaer früher den Weg nicht gescheut. Einige imposante | |
Grabmäler zeugen vom Glanz des Bürgertums vergangener Zeiten. Der | |
bekannteste Tote, der hier ruht, dürfte Theodor Zeise sein, der Gründer der | |
gleichnamigen Schiffsschrauben-Fabrik, die heute ein Kultur- und | |
Vergnügungszentrum beherbergt. Einige Gräber weiter ruht der erste Altonaer | |
Fischauktionator, Johann Cors, wie [1][hamburg.de] informiert. | |
Heute ist der Friedhof nur zu 20 Prozent belegt. "Es sind unglaublich viele | |
potenzielle Grabstätten frei", sagt Harriehausen. Manche Felder sind gar | |
nicht belegt, ein Teil der Gräber ist abgelaufen, um einen weiteren kümmern | |
sich die Angehörigen nicht. Der Gemeindeverbund erhält den Hinweis | |
"unbekannt verzogen" und bleibt auf den Gebühren sitzen. Dabei laufen die | |
Kosten für das Freihalten der Wege, den Baumschnitt und eine rudimentäre | |
Grabpflege weiter. | |
Die Stilllegung des Friedhofs ist ein langwieriger Prozess. 25 Jahre dürfen | |
die Toten hier liegen. Weil es der Gemeindeverband zulässt, dass die | |
Lebens- und Ehepartner sich im Grab ihrer Verstorbenen bestatten lassen | |
können, dürfte sich diese Frist verlängern. | |
Harrieshausen geht davon aus, dass im Anschluss daran die Stadt den | |
Friedhof übernimmt. Vorbild dafür könnte der ehemalige Friedhof Norderreihe | |
sein, der auch einmal zum Kirchengemeindeverband Altona gehörte und heute | |
als "Wohlers Park" der Erholung dient. Zwischen den erhaltenen Grabmalen | |
wird gepicknickt, Tai Chi geübt und geschauspielert. Dem Bezirksamt Altona | |
sind derartige Pläne nicht bekannt. | |
21 Dec 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://hamburg.de | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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