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# taz.de -- Lohndumping im Bananenhandel: Billig-Bananen haben ihren Preis
> Hungerlohn und Gefahren für die Gesundheit: Bananenernter in Ecuador
> haben es schwer. Schuld sind Supermarktketten wie Aldi und Lidl, sagt
> Oxfam.
Bild: Kein Fairtrade: Bananen aus Ecuador.
BERLIN taz | Wer im Supermarkt nach Bananen greift, freut sich über den
niedrigen Preis. Wer aber die Früchte in Ecuador vom Baum hackt, schimpft
auf die deutschen Handelsketten. Die Plantagenarbeiter sind nämlich durch
die niedrigen Preise gezwungen, für einen Lohn zu schuften, mit dem sie
ihre Familien kaum ernähren können.
Am Freitag veröffentlichte die Hilfsorganisation Oxfam eine Studie, in der
sie schwere Vorwürfe gegen die großen deutschen Supermarktketten erhebt.
Ihre Marktmacht und der damit verbundene Kostendruck auf Lieferanten seien
mitverantwortlich für die unwürdigen Arbeitsbedingungen.
Für ihre aktuelle Studie hat Oxfam die Aussagen von 117 Arbeiten
zusammengefasst, die bei ecuadorianischen Bananenproduzenten oder deren
Zulieferplantagen arbeiten. Ecuador ist der weltgrößte Bananenlieferant,
Oxfam schätzt, dass jede dritte in deutschen Supermärkten verkaufte Banane
von hier stammt. In Deutschland kontrollieren Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und
Metro fast den gesamten Lebensmitteleinzelhandel.
Die befragten Plantagenarbeiter bekamen laut Studie einen
durchschnittlichen Nettolohn von 237 US-Dollar im Monat. Deutlich weniger
als die 390 US-Dollar, die Ecuador selbst als Existenzminimum für eine
Familie definiert. Dazu kommt, dass die Arbeiter zusätzlich zu
40-Stunden-Wochen noch im Schnitt 24 bis 32 unbezahlte Überstunden pro
Monat arbeiteten.
Sozialleistungen, die ihnen zustünden, würden vorenthalten, Urlaub nicht
bezahlt. Im Vergleich zu 2008, als Oxfam eine ähnliche Studie
veröffentlichte, habe sich die Einkommenssituation jedoch leicht gebessert.
Nach wie vor katastrophal sei jedoch die Gesundheitsgefährdung der
Arbeiter. Obwohl es gesetzlich verboten sei, versprühten die
Plantagenbesitzer hochgiftige Pestizide per Flugzeug. "Wir bedecken uns mit
unseren Hemden, weil der Verwalter der Plantage uns nicht erlaubt, die
Felder zu verlassen", zitiert die Studie einen Arbeiter.
Ein von Oxfam befragter Exporteur sprach auch direkt die deutschen
Discounter an: "Das Einkaufsvolumen der Supermarktketten ist inzwischen so
groß geworden, dass sie den Preis bestimmen können." Die Mehrheit der
deutschen Importeure sage: "Verkaufe mir Bananen zum Aldi-Preis minus oder
plus 1 Prozent."
Rewe teilte der taz mit, der Anteil ecuadorianischer Bananen liege bei
ihnen bei lediglich 5 Prozent. Die Metro-Gruppe gab an, dass zu Produzenten
und Exporteuren von Bananen keine direkten Lieferbeziehungen bestünden.
Edeka teilte mit, dass lediglich 1 Prozent der Bananen Ecuadors bei ihnen
landen würden. Lidl teilte mit, man nehme die Studie "sehr ernst". Weder
Aldi Nord noch Aldi Süd reagierten auf Anfragen.
30 Dec 2011
## AUTOREN
Sebastian Fischer
## TAGS
Bananen
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