# taz.de -- Wulff weiter unter Druck: Die sich äußern sollten, schweigen | |
> Während die Opposition nach Erklärungen drängt und Merkel zur | |
> Stellungnahme auffordert, schweigt Bundespräsident Wulff. Aus seiner | |
> Umgebung berichten Stimmen, er wolle bleiben. | |
Bild: Neues Jahr, alte Probleme im Schloss Bellevue. | |
BERLIN dpa/dapd | Überschattet von massiver öffentlicher Kritik wegen | |
seiner versuchten Medienbeeinflussung kehrt Bundespräsident Christian Wulff | |
Mittwoch an seinen Schreibtisch im Schloss Bellevue zurück. Bislang | |
schweigt das Staatsoberhaupt zu den jüngsten Vorwürfen, in unzulässiger | |
Weise in die Pressefreiheit eingegriffen zu haben. | |
Die Rufe nach einer weiteren Erklärung Wulffs auch aus der Koalition reißen | |
unterdessen nicht ab. Wulff selbst will im Amt bleiben, berichtete am | |
Mittwochmorgen die ARD unter Berufung auf Informationen aus der Umgebung | |
des Staatsoberhauptes. | |
Der Fraktionschef der FDP im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang | |
Kubicki, drängte das Staatsoberhaupt erneut zu einer raschen Erklärung in | |
eigener Sache: "Herr Wulff hat nicht mehr viel Zeit für eine Stellungnahme | |
zu den neuen Vorwürfen. Wir reden nicht über Wochen, sondern über wenige | |
Tage, die ihm noch bleiben", sagte Kubicki der Passauer Neuen Presse. | |
## "Extrem schwacher Präsident" | |
Grünen-Chefin Claudia Roth sieht das Problem eher bei Kanzlerin Angela | |
Merkel (CDU). Wolle Wulff die Affäre nur aussitzen, werde er ein "extrem | |
schwacher Präsident". Schließlich gehe das nur, "wenn Merkel die Hand über | |
ihn hält", sagte Roth der Süddeutschen Zeitung. Merkel müsse sich nun zu | |
den Vorgängen um ihren Wunschkandidaten äußern. Mit Rücktrittsforderungen | |
halten sich die Grünen zurück. Der Bundespräsident müsse selbst wissen, ob | |
er noch die nötige Autorität habe, um als "Konsensfigur und | |
Wertevermittler" aufzutreten, sagte Roth. | |
Aus Sicht der SPD kann Wulff sein Amt ohne rückhaltlose Aufklärung nicht | |
mehr unbefangen ausüben. "Es gilt nach wie vor: Niemand kann sich den | |
zweiten Rücktritt eines Bundespräsidenten innerhalb von zwei Jahren | |
wünschen", schrieb SPD-Chef Sigmar Gabriel auf seiner Facebook-Seite. | |
"Allerdings kann sich auch niemand einen Bundespräsidenten wünschen, der | |
den Eindruck erweckt, er sei seinem Amt weder politisch noch stilistisch | |
gewachsen." | |
Wulff steht seit Mitte Dezember wegen seiner Kredite für den Kauf eines | |
Eigenheimes in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident in der | |
Kritik. Eine neue Dimension erhielt der Fall, nachdem bekannt wurde, dass | |
der Bundespräsident persönlich durch einen Anruf bei Bild-Chefredakteur Kai | |
Diekmann versucht hat, die erste Veröffentlichung der Zeitung zu den | |
Krediten am 13. Dezember zu verhindern. | |
Drei Wochen nach den ersten Enthüllungen wird in Kreisen der Unionsfraktion | |
die Situation für Wulff als durchaus kritisch eingeschätzt. Trotz der | |
jüngsten Vorwürfe ging man aber davon aus, dass er die Affäre erst mal | |
durchstehen will. | |
4 Jan 2012 | |
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